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Alt 01.11.2010, 21:57   #12
bluedog
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Es ist ja auch nicht alles schlecht. Nur, es gibt Dinge, die kriegst Du in einer Werkstatt erst gemachst, wenn Du während der Arbeit neben dem Mech stehst und dem quasi das Messer an die Brust setzt. Und das sind keine verzichtbaren Kleinigkeiten, sondern genau so Sachen wie die Bremsbolzen, die seit es sie gibt ständig festgehen. Und genausolange geht das dem Hersteller und den Werkstätten am Arsch vorbei. Ich war mal in ner Daihatsu-Werkstatt, und wollte Fett für die Bremsbolzen haben. Man hat sich vorbildlich und sehr freundlich bemüht. Man wusste aber beim besten Willen nicht, was ich meinte, und wo man sowas hernehmen oder bestellen sollte. Erst nach einer halben Ewigkeit, als ich fragte, womit sie diese Bolzen denn Fetten würden, hatte einer der Mechaniker einen zögerlichen Geistesblitz. Man merkte ihm an, dass er sein Wissen aus der allerhintersten Ecke seines Gedächnisses mühsam zusammenklauben hatte müssen. "Beim Reparatursatz für die Bremssättel ist das dabei. Woanders her haben wir das nicht. KEINER kam auch nur auf die Idee, dass man so eine Fettpackung, statt aus einem fast 100Fr. teuren Reparaturset, auch für knapp 5 Fr. pro Dosis im Garagenbedarf bekommt. Es ist mir egal, ob Du das noch lesen kannst oder nicht. MICH hat das schlicht schockiert. Ich hätte gedacht, dass die solche Mittelchen täglich einsetzen, werden doch täglich Servicearbeiten ausgeführt, und sicher alle 2 Tage oder so mal neue Bremsbeläge verbaut... Wohlverstanden, es geht dabei nicht um die vertichtbare Feststellbremse an einem Sackkarren oder so, sondern um die (hochgradig TÜV-relevanten) lebenswichtigen vorderbremsen eines PKW. Die Bremsen also, deretwegen sogar viele Selbstschrauber "zur Sicherheit" zum Händler fahren! Und die Tatsache, dass ich, wenn ich mir solches Bremszangenfett einkaufe, immer am Tag vorher in dem Laden für Garagenbedarf und Autoersatzteile anrufen muss, damit die das aus der Zentrale herbeischaffen, sagt mir, dass wohl kaum ein Händler in der Schweiz sowas regelmässig einsetzt. Obschon es massig Zeit und Geld sparen würde... nur so von Wegen AW's und wirtschaftlicher Druck.

Zudem: Ich weiss nicht, wies anderen Kunden da geht: Aber mir sind die AW's scheissegal. Ich frage nach dem Preis für eine Reparatur, bevor ich sie in Auftrag gebe, und wenn die Rechnung dann in dem Rahmen ist, bin ich zufrieden. Und da darf mir der Händler bei bedarf auch nahebringen, wofür er wieviel Zeit in Rechnung stellt. Will ich Preise vergleichen, frage ich nach dem Stundenansatz... Den muss man mir nennen. Alles andere ist Verhandlungssache, und wenn ich sehe, dass sinnvoll gearbeitet und seriös verrechnet wird, zahl ich gern was es kostet. Setzt aber Vertrauen voraus. Vertrauen, das man verspielt, wenn man aufgrund realitätsferner Zeitvorgaben auf notwendiges einfach verzichtet. Was es braucht, zahl ich auch, und ich zahls gern. Ich will aber nicht hören, dass man die Viertelstunde für dies und jenes nicht hätte. Das bin doch bittesehr ich als Kunde, der zu entscheiden hat, wofür die Werkstatt Zeit hat und wofür nicht. Eben weil ichs zahlen muss und weils mein Auto ist.

Die Arbeitszeitvorgaben, die AWS mögen gut sein als Richtschnur, wie man im Markt steht. Aber Auftraggeber ist der Kunde, und der will saubere Arbeit. Zeitvorgaben sind dem sowas von wurscht... Wenn man dem sagt und notfalls zeigt, was man wie und wie lang gemacht hat, zahlt der auch mal mehr...

Zum Beispiel der neue Keilriehmenspanner (weil der alte gebrochen war): Das Ding, und die Schraube auf der Gegenseite der Lichtmaschine haben mich inkl. Arbeit ca. 300.- Fr. gekostet. Habs ohne Murren bezahlt. Zeitvorgaben deckten wohl nur einen Bruchteil davon ab. ABER: Die Dienstleistung war super, und ich hab zugesehen, wie sich 2(!) Mechaniker daran abgerackert haben, die zerbrochene Schraube aus dem Loch zu bekommen, um eine neue einbauen zu können... Genau auf die Uhr gesehen hab ich nicht, aber auf der Rechnung war sicher nicht zuviel Zeit abgerechnet, und das Material kost ja auch noch was... Genau das mein ich: Wenn der Aufwand nachzuvollziehen ist, wird die Zeit bezahlt. Zeitvorgaben sind mir DANN egal... Ich bin der Meinung, dass Zeit, die wirklich und notwendigerweise aufgewendet wurde, auch verrechnet werden kann. Aber eben nicht, wenns standard ist, dass man für eine Inspektion 1.5h verrechnet, wo man nur 30min. brauchte. Solche Sachen sind grottenschlecht fürs Vertrauen der Kunden in ihre Werkstatt. Sollte man lassen! Wenn nicht, muss mans sich halt auch vorhalten lassen. Und wenns mal soweit ist, ist es scheissegal, obs Ausnahmen sind oder nicht... Wenn erstmal solche Dinge rauskommen und das auch noch in verschiedenen Werkstätten, dann ist alles hin.

Ich sehe da eben nicht nur den "Kostendruck" der Werkstätten, sondern auch die Problematik, als Kunde selten prüfen zu können, ob man einer Werkstätte trauen kann oder nicht. Und für mich als Kunde spielt der Preis zwar eine Rolle, aber der tiefste Preis bringt mir nichts, wenn die Leistung nicht stimmt, bzw. ich dafür das leider gar nicht so dumpfe Gefühl habe, verarscht zu werden. Lieber sprech ich vorher ab, was gemacht werden soll, was das so kosten könnte, und wo die preislichen Unwägbarkeiten liegen, und zahle am Ende zufrieden was es halt kostet, als dass ich mir für nicht weniger Geld anhören muss, was die Werkstatt doch alles für Sorgen hat, was die Mechs alles NICHT gelernt haben etc. pp.

Wenn Daihatsu-Werkstätten Ventile nicht einstellen können, dürfen sie mangels Fachwissen keine Inspektionen an Daihatsus vor dem EJ-VE durchführen. So einfach ist das! Denn diese Arbeit steht auf der Inspektionsliste. Wird also so ein Auftrag angenommen gehört das gemacht. Und dann ist mir als Kunde scheiss egal, ob das ein Automobildiagnostiker/mechaniker oder was auch immer noch lernt oder nicht. Er MUSS es bei DEN Motoren einfach können. Wenns nicht Grundwissen des Berufsmanns ist, gehört das in die Personalausbildung der Marke. "Kann ich nicht" ist gleich "Darf der Kunde nicht erwarten" ist eine Gleichung, die da einfach nicht aufgehen DARF.
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Cuore L251 Bj 7/2003, Automatik: Ausrangiert, leider!

Citroen C1 Automatik BJ 2011:

Mofa: Dreirad auf Basis eines Amsler-Pony, Verbrauch Zweitaktgemisch: <3.5l/100km.

Das grosse Artensterben auf dieser Welt wird den Menschen erst bewusst werden, wenn schliesslich auch der Tiger im Tank ausstirbt.
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