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Alt 19.08.2010, 19:10   #8
bluedog
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Zitat von Schimboone Beitrag anzeigen
Der Ausstoß berücksichtigt aber nicht die Produktion, sondern nur den Ausstoß beim fahren
Was auch richtig ist so. Denn das kann man direkt vergleichen, und es ist das was die Kilometerkosten wesentlich ausmacht.

Wenn ich hier und anderswo immer mehr Leute gegen Elektromobile wettern höre, dann geht mir sogar der Hut hoch, den ich gar nicht besitze!

Selbstverständlich kann man nach einer regelrechten Ökobilanz für Automobile schreien. Dann aber bitte konsequent, und bei allen gleich!

Wenn ich also bei einem Elektromobil die sog. graue Energie, die die Produktion verschlingt, die Entsorgungskosten von Akku und Fahrzeug, die Stromkosten, das CO für die Stromproduktion (Brutto, d.h. inkl. übertragungsverluste und Elektroinfrastruktur etc. pp. mit einrechne, dann mach ich bitte bei den thermisch angetriebenen Autos GENAU das gleiche.

Das heisst dann aber, ich frage danach, welche Rohstoffe bei der Produktion eingesetzt werden, was die an Energie kosten, wie und ob sie sich überhaupt entsorgen lassen, und mache das Ganze auch auf der Treibstoffseite. Dann aber auch nicht an der Tanksäule das Denken und Rechnen aufgeben!

Dann kommen Fragen auf, wie die nach der Herkunft und dem Transport des Rohöls, die danach, was für Energiemengen in Raffinerien verbraten werden, um einen Liter Benzin oder Diesel zu gewinnen, was der Transport zur Tankstelle an (wiederum fossiler Energie) kostet, was es an Energie, Ressourcen und Umweltbelastung kostet, eine Tankstelle zu Bauen und zu betreiben... Und auf der anderen Seite: Was kostet der globale Ölmarkt die Umwelt? Irgendwoher kommt der Stoff für die Raffinerien ja auch. Da Schippern Supertanker erst Monatelang über die Weltmeere, weil sie nicht nur für den reinen Transport, sondern auch als flexible Lagerbunker eingesetzt werden. Jederzeit in Gefahr, zu havarieren, und dabei ökologische Katastrophen auszulösen. Namen wie Exxon Valdez oder seit neuestem Deepwater Horizon sind wohl allen ein Begriff. Dazu kommen viele namenlose Ölkatastrophen, die in der europäischen Presse nie auftauchen, oder schon vergessen sind. Ich denke da an die brennenden Ölquellen in Kuwait im Gefolge des ersten Golfkrieges in den frühen Neunzigern, oder an die zahllosen Ölverseuchten Gegenden in Afrika und teils vermutlich auch in Südamerika...

Was kosten all diese Unglücke, die alle ziehmlich direkt auf den Benzin- und Dieseldurst Thermisch angetriebener Automobile zurückgehen? Was richten all diese Dinge an irreparablen Schäden an? Wie viele Existenzen haben die Tankerunglücke und Bohrturmhavarien der Welt schon vernichtet? Seiens nun Bauern, deren Land verseucht und verschmutzt wurde, oder Fischer und Hotelbesitzer, die sich von heut auf morgen einen neuen Job suchen mussten, samt all ihren Angestellten... Und die ganze Industrie, die am Tourismus hinten dran hängt? Was hatten die alle schon für Einbussen, weil wir immer noch glauben, es gäbe nichts besseres als Verbrennungsmotoren mit Benzin, Diesel oder Erdgas für Autos?

Ich weiss es nicht.

Was ich aber weiss, ist, dass Strom nur schon deshalb nicht so grottenschlecht als Alternative sein kann, weil er nicht in die Weltmeere auslaufen kann und Strände verschmutzen und Wasserlebewesen ratzeputze killt. Auch ist Strom so schlecht transportabel, dass man ihn im Vergleich zu Benzin und Diesel, für die man das Rohöl erst um den halben Erdball oder weiter karrt, praktisch vor Ort produzieren muss.

Das einzige, was man in Bezug auf den Umweltschutz WIRKLICH und tatsächlich noch schlechter machen kann mit Elektromobilen als mit thermischen Automobilen, ist, Atomstrom - pardon, Nuklearenergie - zu verwenden! Mehr muss sich ein E-Mobil nicht vorhalten lassen... Noch nicht mal dann, wenn man aus fossilen Energieträgern Strom macht dafür. Denn auch Verbrennungsmotoren verbrennen fossile Energieträger, die bis sie verbrannt werden schon so viel graue Energie enthalten und soviel externe Kosten verursacht haben, dass die Fahrer thermisch angetriebener Vehikel sich lieber dreimal überlegen sollten, wie laut sie denn wirklich noch gegen Elektromobile wettern dürfen, ohne sich in die Nesseln zu setzen. Und seis nur, weil die Sekundärenergie Strom um ein Vielfaches effizienter genutzt werden kann, als Benzin oder Diesel, die ja genau genommen auch schon einmal umgewandelt wurden (Raffinerie). Naja, nicht wirklich, aber wohl vom Energieaufwand betrachtet dann eben doch.

Die ewige, nicht enden wollende Polemik gegen Elektromobile zeigt mir lediglich, dass Automobilindustrie und Erdöllobby so gut und gründlich gearbeitet haben, dass es nicht einmal mehr auffällt, wenn die Massen ihren Parolen auf den Leim gehen.
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Cuore L251 Bj 7/2003, Automatik: Ausrangiert, leider!

Citroen C1 Automatik BJ 2011:

Mofa: Dreirad auf Basis eines Amsler-Pony, Verbrauch Zweitaktgemisch: <3.5l/100km.

Das grosse Artensterben auf dieser Welt wird den Menschen erst bewusst werden, wenn schliesslich auch der Tiger im Tank ausstirbt.

Geändert von bluedog (19.08.2010 um 19:17 Uhr)
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