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Registriert seit: 05.12.2006
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Ich sage es mal realistisch. Ich bin an sich sehr angetan von den E-Mobilen. Aber die allermeisten, die ich bis jetzt kenne, hatten konzeptionelle Fehler... oder sie wurden kurz gehalten, wies GM mit dem EV I gemacht hat. Die, die damals so einen Wagen fahren durften, hätten den fast ausnahmslos gern gekauft. Manche am liebsten gleich mehrere, weil die Dinger offenbar einfach überzeugt haben in der Praxis. GM wollte das um KEINEN PREIS! Die haben die schnellstmöglich zurückgezogen, und verschrottet! Es gab noch nicht mal die Chance, auch nur die bestehenden Leasingverträge zu verlängern!
Was auf dem Markt ist, ist auf die eine oder andere Weise abschreckend, selbst wenn man keine Ansprüche an Komfort stellt. Was Brauchbares kostet zu viel, und was bezahlbar ist, taugt bestenfalls als Rollerersatz.
Ich denke da ans Mini-El.
Kein ABS, keine Servolenkung, keine Tür, einsteigen können überhaupt nur junge sportliche, bewegliche Leute.
Dann gibt es verschiedene Italienischen Produkte. Einer davon wird demnächst scheinbar sogar von der Migros verkauft werden... Zu einem Mercedes-Preis kriegt man einen ungedämmten Zweisitzer, der maximal 100Km/h schafft, dann aber in der Praxis weniger als die Hälfte der 200km Reichweite... Im Winter kann man dann wahrscheinlich froh sein, wenn man noch 50km schafft... ohne Stromverbrauch für die Heizung!
Solange Reichweiten DERART optimistisch angegeben werden, werd ich mir kein E-Mobil zulegen. Oder dann nur eines, was auf dem Papier >300km pro Akkuladung schafft. Dann bin ich auch mit nicht mehr ganz werksneuer Batterie im Winter sicher, noch meine 100km ohne Nachladen zu schaffen. Und das ist die absolute Untergrenze dessen, was ich akzeptieren würde. Die muss das Ding auch dann schaffen, wenn ich mich nicht einzig und allein drauf konzentrieren kann, möglichst Sparsam zu fahren. Sprich, wenns zügig vorangehen muss. Und das muss es eigentlich immer, wenn ich mir ansehe, was passiert, wenn man ein Elektromobil auf öffentlichen Strassen bewegen will.
Selbst in der auf Tempolimits regelrecht geilen Schweiz hängen mir im morgendlichen Pendelverkehr Fahrzeuge aller Art am Kofferraumdeckel, wenn ich nur schon stur die 83 km/h nicht überschreite, bis zu denen man in Helvetien sicher sein kann, dass man keine Geschwindigkeitsbussen einfährt. Und ich mache das mit einem vergleichsweise respekteinflössenden Cuore, der als Automatik zumindest bis ca. 70km/h ein wahrhaft gesegnetes Beschleunigungsvermögen hat. Das ist recht genau das, was auch ein E-Mobil bieten kann.
Wie kommt das erst, wenn ich ein E-Mobil fahre, bei dem bei 100km/h schon schluss ist, das ich also nicht schneller als 70-80km/h bewegen darf, wenn ich denn noch ankommen will, ohne unterwegs einen Zangsstopp von minimum einer knappen Stunde machen zu müssen...? Ich denke da an jenen Kipper-LKW-Anhängerzug zurück, der mich, obschon eigentlich von Gesetzes wegen auf maximal 95km/h "kastriert", auf der Berner Stadtautobahn, im 80er-Limit, mit einem vollen Hunderter auf dem Tacho im gestreckten Galopp überholt hat, obschon ich doch nichts weiter tat, als mich auf der ganz rechten von drei Spuren mit 90km/h einerseits den LKWs anzupassen, und andererseits das Tempolimit wenigstens annähernd einzuhalten. Die Bussenmässig sicheren 83km/h liegen nämlich irgendwo zwischen Tacho 85 und 87! Fahre ich 90-95 und versuche so, wenigstens die LKW nicht zu nerven, bin ich nach Navi schon irgendwo zwischen 86 und 89, also definitiv in dem Bereich, wo es schon Geld kostet, wenn geblitzt wird, wird doch meiner Erfahrung nach bei KEINEM in der Schweiz verwendeten Radarsystem mehr als 5km/h Toleranz abgezogen.
Fazit: Meine Anforderungen an ein E-Mobil sehen so aus:
-Man MUSS doch allein schon aus Sicherheitsgründen auf der Autobahn jederzeit in der Lage sein, die 100km/h zu erreichen und auch in jeder Situation zu halten.
-Bedingt durch körperliche Einschränkungen, brauche ich ein Fahrzeug mit konventionellen Türen. Ich kämpfe schon, wenn ich in ne Badewanne steigen soll. In eine Zerbrechliche, wackelige und kippgefährdete Dreirad-Karosse einzusteigen kommt also beim besten Willen nicht in Frage! Das dürfte allerdings auch für Senioren gelten, und in ganz ähnlicher Form auch für junge Eltern. Die brauchen schliesslich ein Auto, das auch gelegentliche Boxattacken eines mitunter quengeligen Kleinkindes ohne Weiteres wegsteckt.
- Mir werden ABS und Servolenkung vorgeschrieben. Ich DARF nicht ohne Fahren! Denke aber, das ist der technische Standard, der auch für ein E-Mobil ein must ist, ums mehr als nur ein paar freaks schmackhaft machen zu können.
-wetterfestes design: Ein Dach muss sein, und Schnee und Eis muss das Teil auch abkönnen. Ohne Einschränkung... So teuer wie die Akkus sind, ist einfach kein Zweitwagen für alle Fälle drin!
- Reichweite: MUSS über 300km liegen. Weil: Sobald man den Spargang rausnimmt und sich auch nur zwischen den LKW auf die Autobahn traut, ist davon bloss noch die Hälfte übrig, selbst mit brandneuem Akku. Und man DARF ja nicht auf der Autobahn ohne Treibstoff liegen bleiben. Da wird man recht heftig für gebüsst. Es müssen also immer minimum 20km als Reserve bleiben (die im Winter auch schnell mal auf bestenfalls 5km zusammenschnurren, erst recht, wenn der Akku mal nicht mehr ganz taufrisch ist).
Im Winter gehen davon dann nochmal etwa 20-50km drauf, weil Akkus bei Kälte weniger leisten, und die Heizung zu allem Übel Strom frisst. Schon sind wir wieder bei 100km, die ich auch ganz locker mal eben an einem Tag übertreffe.
...und ich will nix von Schnellademöglichkeit hören! Das ist gut und schön, und beruhigend für den Notfall, bzw. den Ausnahmefall, dass mir doch mal einfällt, mehr als 100km an einem Tag machen zu wollen... Kommt immerhin ein paar mal im Jahr regulär vor. Aber: Der Akku ist nach so und so vielen Ladezyklen platt. Ganz gleich, ob man die nun schnelladungsbedingt nur zu 70, 80 oder 90% ausnutzt. Je öfter man also schnellädt, umso weniger km macht der Akku... und dazu kommt, dass man den ohne die Hilfe des ADAC ja doch nie komplett leerfahren kann... oder man nimmt - in Hohn und Spott und völliger Verachtung der eigentlichen Idee von E-Mobilen einen Generator mit, mit dem man bei Bedarf auf offener Strecke den Akku notlädt...
Was völlig egal respektive verzichtbar ist, wenn ich ein Elektromobil kaufe:
-Innenausstattung
-Geräuschdämmung
-Federung
-Sicherheitsausstattung (ausser ABS und Servolenkung, auf die ich leider nicht verzichten DARF)
-Ladevolumen, solange 2 Personen und eine Kiste Bier zeitgleich drin Platz finden.
-Aussenausstattung (Unnützes, schweres Zeug wie Alufelgen, Breitreifen, Spoiler, Zierleisten, Nebellampen etc.pp.)
-Komfortausstattung: Wird nicht gebraucht. Ist nur totes Gewicht, kostet Platz und zuviel Geld.
Wo bekomme ich nun so ein Gefährt zum Preis eines Mittelklassewagens? Sorry, in die Preiskategorie einer Nobelkarosse kann ich nun mal beim allerbesten Willen nicht vorstossen. Auch nicht für den guten Zweck des Umweltschutzes.
Im Angesicht dieser Frage erübrigt sich wohl die Diskussion darum, obs die Industrie ernst meint, oder ob E-Mobile nur Lippenbekenntnisse auf geduldigem Papier sind. Auch die Debatte um die Ökobilanz ist dann völlig nebensächlich, denn die ausbleibende Antwort auf diese Frage zeigt, dass es ein massetaugliches Elektromobil schlicht nicht gibt, und auch kaum in der nahen Zukunft geben wird, weil eben die Akkus dafür (hoffentlich nur noch, und nicht für immer) zu teuer sind.
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Cuore L251 Bj 7/2003, Automatik:  Ausrangiert, leider!
Citroen C1 Automatik BJ 2011:
Mofa: Dreirad auf Basis eines Amsler-Pony, Verbrauch Zweitaktgemisch: <3.5l/100km.
Das grosse Artensterben auf dieser Welt wird den Menschen erst bewusst werden, wenn schliesslich auch der Tiger im Tank ausstirbt.
Geändert von bluedog (03.08.2010 um 23:20 Uhr)
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