Da immer mal wieder Fragen auftauchen, welches Motoröl denn das richtige sei für den EJ, versuche ich mal, aufbauend auf dem Famosen Thema vom Bastelbär, aufzuschreiben, was denn gut und was weniger gut für den Motor ist, und worauf beim Motorölkauf zu achten ist, wenn der Motor nicht auf Abbruch gefahren werden soll.
Bastelbärs legendäres Ölthema findet sich hier:
http://www.daihatsu-forum.de/vbullet...highlight=HTHS
Um es vorab klar zu sagen, auf welche Modelle die Aussagen anwendbar sein sollten, hier die Liste:
Der EJ wurde verbaut in:
Sirion M1 1.0l, auch 4WD
Cuore L701
Cuore L251 (Ölinhalt 2.3l inkl. Ölfilter)
Move L901
Hierzu ist zu sagen, dass ich dabei nicht nach EJ-DE oder EJ-VE differenziert habe. Sei es, weil ich bei den Move und Sirion-Modellen gar nicht so genau weiss, welcher genaue Typ verbaut wurde, aber auch um das ganze einfacher zu halten.
Was ich weiss ist, dass im L251 immer der EJ-VE verbaut wurde, und im L701 genauso ab dem facelift von, Irrtum vorbehalten, 2000.
Bekanntermassen ist dieser Motor vor allem im Move und L701 durch verklebte Kolbenringe mit Ölverbrauch und gelegentlich, wenn auch seltener, durch defekte DVVT-Einheiten aufgefallen hier im Forum. Da die EJ-DE keine DVVT haben, betrifft dieses Problem ausschliesslich Fahrzeuge mit EJ-VE. Die Kolbenringe sind jedoch ein generelles EJ-Problem. Allerdings haben die L251 eine andere Teilenummer für die Kolbenringe als die L701. Dazu passend liest man von den L251 wenig zu dem Thema.
Auf gutes Motoröl und die Einhaltung der Wechselintervalle (IMMER mit Filter Öl wechseln!) zu achten ist also oberstes Gebot.
Nur: Was heisst gutes Motoröl bezogen auf diesen Motor?
Dazu einiges an grundsätzlichem:
Der Motor hat recht hohe Kolbengeschwindigkeiten. Vielleicht kanns jemand mal für verschiedene Drehzahlen berechnen, und vielleicht auch noch Vergleichswerte zu Ford, Opel, VW oder Mercedes und BMW-Motoren liefern?
Wichtig ist also eine hohe Scherstabilität des Öls.
Um Ölkohle und Ölschlamm zu vermeiden, die den Motor zukoksen, ist auf vollsynthetische Öle zu achten. Dies auch aus der Überlegung heraus, dass ein gutes Grundöl besser ist, als ein billiges Grundöl, das mit haufenweise Additiven aufgepeppt, ja gedopt werden muss. Additive sind nichts schlechtes. Aber es kann passieren, dass von den Additiven schon nach sehr kurzer Zeit kaum mehr was brauchbares übrig bleibt, durch die mechanische Beanspruchung des Öls. Dann ist es umso wichtiger, dass schon das Grundöl möglichst gute Eigenschaften hat.
Aufpassen beim Einkauf. Auf sehr vielen Ölkannen steht „Synthetik“ „Synthetiköl“ „synthetisch“ oder was in der Art drauf. Ein Blick ins Kleingedruckte zeigt dann aber oft, dass es nur TEILsynthetisches Öl ist.
Besser, man achtet ausdrücklich und recht kleinlich darauf, dass da wirklich „vollsynthetisch“ „Vollsynthetik“ oder eine synonyme Formulierung verwendet wird.
Die Viskositäten, die gefordert sind, ergeben sich aus der Bedienungsanleitung.
Für meinen L251 verwende ich bevorzugt ein SAE 5-W40, wenns denn finanziell ganz knapp gehen muss auch ein – explizit vollsynthetisches - SAE 10-W40. Die Herstellempfehlung liegt bei einem SAE 5-W30.
Bei letzterem sollte man aber genau drauf achten, was sonst noch auf der Kanne steht. Da ein scherstabiles Öl vorzuziehen ist, achtet man am besten auf den HTHS-Wert Der sollte nach Möglichkeit nicht unter 3.5 liegen.
Wer schon mal im Baumarkt oder an der Tankstelle Öl eingekauft hat, wird wissen, dass dieser nur selten direkt angegeben ist. Stattdessen trifft man auf ein wahres Tohuvabohu von Nummern, Ziffern, Buchstsaben, kurz: Allerhand Normen, die einem für gewöhnlich nicht wirklich was sagen.
Nebst der SAE-Norm, die man auf wirklich jeder Flasche findet, gibt es noch die ACEA-Normen, die auch auf so gut wie jeder Flasche drauf sind.
Es sei vorausgeschickt, dass ich mich nicht damit befasst habe, wie welche Norm auf welche Flasche kommt. Ich begnüge mich damit, dass sie eben drauf gedruckt werden. Dafür lass ich im Grossen und ganzen alle Herstellerspezifischen Normen aussen vor. Die werden nämlich eingekauft, und wer sich die (bzw. die Tests dafür) nicht leisten kann oder will, hat die dann eben nicht auf der Kanne drauf... Zudem: Die helfen nur weiter, wenn sich die Gebrauchsanweisung dazu äussert. Bei unseren Dais tut sie das meines Wissens nicht, weshalb man die getrost vergessen kann.
Wenn jemand was dazu weiss, darf er das gern ergänzend beisteuern, wenns geht mit Quellenangabe. Ansonsten kommen wieder Aberglaube und Halbwissen zum Zug... und das hilft beim Einkaufen nicht weiter.
Zusätzlich zur SAE-Norm, die immer passen sollte, kann man also nach der ACEA-Klassifikation gehen.
Dazu hab ich das hier gefunden:
http://www.acea.be/images/uploads/pu...ev%20Sep05.pdf
Ab grob Seite 5 wirds da für uns Interessant. Die ganzen Angaben zu Dieselmotoren können wir uns schenken, es sei denn, es werde in irgend einer Norm was zum HTHS-Wert gesagt. Das könnte man nutzen, um ein Öl diesbezüglich besser einschätzen zu können. (Sehr Oft sind ja Motoröle sowohl für Benzinmotoren als auch für Dieselmotoren zu gebrauchen.)
Als Vorwissen hilft das hier ungemein weiter, enthält aber wesentlich weniger Infos, als die ACEA-Publikation selber:
http://www1.adac.de/images/25710_tcm8-261631.pdf
Die ADAC-Liste bin ich dann auch durchgegangen, und habe mir, da ich sonst keine sicheren Anhaltspunkte kenne, mal auf einen Fresszettel aufgeschrieben, was ich selber mit Blick auf die HTHS-Werte einkaufen würde, bzw. was nicht. Letzteres ist wichtiger zu wissen, wie ich finde. Herausgekommen ist dieses hier:
Nicht zugreifen, wenn eine der folgenden Normen aufgeführt ist:
ACEA A1 (veraltet, ausserdem nach Bastelbär in dessen Post #1 eine Spezifikation mit abgesenktem HTHS-Wert)
ACEA A5/B5
ACEA C1/C2
Gut dagegen:
ACEA A2 (veraltet, nach Bastelbär aber ausreichend für den EJ, da von den Eigenschaften her „etwas über API SH“. Er macht aber keine Aussage zum HTHS-Wert.)
ACEA A3/B3
ACEA A3/B4
Zu den Buchstaben:
Vor allem massgebend sind die A-Normen. Die betreffen PKW-Benzinmotoren.
B-Normen sind für Dieselmotoren. Wird allerdings bei einer solchen eine mit abgesenktem HTHS-Wert angegeben, und zugleich eine passende Norm für Benzinmotoren erfüllt, würde ich das Öl dennoch nicht kaufen.
C-Normen betreffen vor allem DPF-Fahrzeuge. Allerdings kann eine Norm mit einer Anforderung an wenig Asche beim verbrennen auch einem Benzin-Kat-Fahrzeug zu gute kommen, denk ich. Vorausgesetzt natürlich, die eigentlich massgebenden Benziner-Normen (A) werden zugleich erfüllt.
E-Normen kann man als Autofahrer komplett vergessen. Das sind die für Lastwagen.
Hersteller-Normen, bei denen ich aus obigen Dokumenten einen HTHS-Wert von mindestens 3.5 als Voraussetzung fand, die also passend für den EJ sein müssten, sofern es Benziner-Öle sind, die die Norm tragen:
Opel:
GM-LL-B-025
dexas 2
Zu meiden, wegen tiefem HTHS-Wert:
Opel:
GM-LL-A-025
Weitere Angaben zu einigen gängigen Hersteller-Normen findet man in post #1 von Bastelbär.
Da dort allerdings nur generelle Aussagen gemacht werden, und ausserdem das Ganze langsam in die Jahre kommt, übernehme ich diese Angaben nicht, sondern begnüge mich mit diesem Hinweis, und dem Link weiter oben.
API-Normen:
Angegeben mit zwei Grossbuchstaben
Ist der erste davon ein S, so ist es ein PKW-Öl. (Benziner). Das ist schonmal richtig.
Der Buchstabe hinter dem S folgt dem Alphabet. Je neuer die Spezifikation, umso weiter hinten im Alphabet ist der Buchstabe angesiedelt.
Beim L251 wird mindestens API SH verlangt, mit verkürztem Intervall geht auch SG.
Das ist aber alles Theorie, denn aktuell ist (schon seit einer ganzen Weile) API SM.
So, das wars von mir. Viel Spass beim Einkaufen und Öl nachkippen oder -wechseln.
Ich dachte, es wär schön, wenn der ein oder andere hier posten könnte, was für Öl er mit welchem Motor, Baujahr, und genauen Modell fährt. Auch, welche Normen auf der Flasche drauf stehen, die genaue Produktbezeichnung, HTHS-Werte, andere wichtige Hinweise auf der Kanne, Verkaufsstelle, Preis, etc. wäre interessant. So, dass jeder, der hier reinschaut, weiss, was was kann und was was kostet, und welches Öl welche Spezifikationen aktuell erfüllt. Auch Ergänzungen zu meinen Ausführungen sind erwünscht.
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