Also Freunde, nu geht’s weiter.
Nach der erfreulich geschmeidigen Aktion am linken Bremssattel war Samstach der rechte dran.
Hier haperte es nu aber.
Die erste unerfreuliche Überraschung war die Feststellung, dass der Bremssattel festsass, also seitlich nicht mehr verschiebbar war, wodurch man ihn also nicht abnehmen konnte.
Nach oben klappen ging zwar, aber nur, weil der Bolzen auf dem er sass, sich in seinem Gewinde drehte.
Also musste die komplette Bremse ausgebaut werden, also einschliesslich des Schwimmrahmens, auf welchem die Bremszange gelagert ist und die Bremsklötze geführt sind.
Die beiden Schrauben dazu waren natürlich rostig, fast schon rund und bombenfest, ausserdem nur mitm Ringschlüssel halbwegs zugänglich und mit ner Ratsche, die an jeder der sechs Schraubenflanken gegriffen hätte, nur, wenn man die verkantet hätte.
Mit ner Flex wäs wohl leidlich möglich gewesen, den Schraubenkopf zu entfernen, die Bremse wäre dann aber nur nach aussen abzunehmen gewesen, wozu wiederum die Bremsscheibe im Weg ist.
Also hab ich die sonst nie benutzen 3/8“-Gerätschaften ausgepackt und mit ner Adapternuss auf 1/2“-Antrieb haargenau die Länge gezaubert, die notwendig war, das Werkzeug ordentlich anzusetzen.
Irgendwann wars dann aber geschafft und die Bremse klemmte im Schraubstock.
Zunächst hab ich die Gummimanschette des Schwimmbolzens etwas zur Seite gedrückt, endlos Rostlöser reingejubelt und alles mitm Schraubstock zusammengedrückt, um die Zange auf dem Bolzen zu lösen.
Klappte auch, immerhin schon etwas...
Dann kam der haarige Part: den Sattel in die andere Richtung runtertreiben.
Hierzu leistete ein Durchtreiber wertvolle Dienste und die Zange war fix vom Rahmen entfernt.
Sah zum Glück nicht so schlimm aus, wie ich anfangs befürchtet hatte:
Sollte sich mit dieser Methode noch nix rühren, wäre der nächste Schritt, die Manschette aufzugeben und alles ordentlich heiss zu machen.
Also nicht mitm Fön, sondern richtig mit ner Bunsenflamme.
Wenn das immer noch nicht reicht, hilft nur rohe Gewalt, List und Tücke sowie Coke.
Ja, richtig: Coca Cola.
Das geschlossene Ende der Bremszange wird mittig zum Führungsbolzen mit 6,5mm aufgebohrt und etwas Cola reingefüllt.
Nu lässt man das Ganze n paar Tage stehen, bis sich die Zuckerplörre durchgefressen hat.
Mit etwas Glück kann man nu wieder die Durchtreibernummer abziehen, ansonsten schneidet man in das gebohrte Loch ein 8er Gewinde, nimmt ne Schraube mit nem langen Gewinde und jubelt die da rein. Die sollte nu quasi als Abdrücker funktionieren, was sie bei mir an diversen Motorradbremszangen bereits einige Male auch tat.
Allerdings muss man an der Daihatsubremse erst irgendnen Rundstahl in den Sechskant des Bolzens stecken. Beim Motorrad hat der Inbus nen 5er Durchmesser, bei dem Ding hier nu aber 6mm, da würde sich die 8er Schraube reinwursteln und wahrscheinlich nie mehr rauszukriegen sein.
Wenn das nu aber auch nix mehr bringt oder das Gewinde ausfotzt und sich immer noch nix rührt, isses Zeit an ne Neuanschaffung zu denken...
Ich hatte erfreulicherweise mehr Glück und wie bei der linken Bremse in wenigen Minuten alles zerlegt.
Nedd so prickelnd war der Umstand, dass die Handbremsbetätigung nach kurzer Zeit zwar beweglich war, aber der Kolben bzw. die Gewindespindel dahinter sich nicht rührte.
Dem Knaben, der die Idee mit dem Seegerring ganz da unten im Bremssattel ausgebrütet hat, würde ich gerne mal ein paar deutliche Worte an den Kopf werfen;- es nahm mehr als ne Stunde in Anspruch, das Ding da unten rauszupopeln.
Meine ganzen Seegerringzangen passten nämlich nicht in den Bremszylinder rein, zumal ja die Gewindespindel in der Mitte noch im Weg war.
Nachdem ich alles aufn Kopf gestellt hatte, fand ich ne alte Feinmechanikerzange und schliff die in unzähligen Versuchen passend zurecht.
Ein Alptraum!
So sehen also die Innereien in der Ausbaureihenfolge aus, oben das Pimmelchen, mit der man die Spindel mitm 4er Inbus dreht, rechts der Exzenter der Handbremsbetätigung. Der drückt auf den kleinen Bolzen und der wiederum auf die Spindel.
Wieso das vorm Zerlegen und Reinigen nicht funktionierte und nachm Wiederzusammenbau doch, wissen die Götter, jedenfalls hab ich keinerlei defekte oder verschlissene Teile da drin gefunden, nur halt Schmiere und Dreck.
Der Rest wurde ebenfalls gereinigt wie links schon, wieder zusammengefrickelt und angebaut.
Nachm Entlüften und pingeligen Handbremseinstellen dann Probefahrt: ich dachte eigentlich vor der Revision, dass die Bremsen ganz gut gingen, nu kleben aber wirklich schon beim Gedanken, das Pedal anzutippen, die Augäpfel an der Windschutzscheibe.
Phänomenal!
Etwas ernüchternder die Wirkung der Handbremse, soweit davon überhaupt die Rede sein kann: nem Schüler würde man ins Zeugnis schreiben „Er bemühte sich...“, für die Handbremse ist das aber noch recht schmeichelnd ausgedrückt.
Sagen wirs mal so: man merkt, dass sich was tut, Bremsen kann man es aber nicht wirklich nennen.
Das Ding iss ne Schande für die gesamte Innung.
Oder, wie es mal unser Daihatsu-Händler wohlwollend formuliert hat: „Alles, was mehr ist als Nix, iss bei dem Ding in Ordnung...!“