Nach den Daten aus dem Artikel dürfte es sich zweifelsfrei um einen echten Overdrive handeln. Und zwar in dem Sinne, indem die bezeichnung Overdrive zumindest für mich am meisten Sinn macht, nämlich, dass man damit aussagt, dass im Overdrive (diesfalls die vierte Stufe der Automatik) die Kurbelwelle langsamer dreht, als die Räder (zumindest, wenn man mal die Achsübersetzung ausblendet) Also die Übersetzung länger als 1 : 1 ist.
Nur weil der Overdrive nicht als Zusatzausstattung geordert werden musste, sondern serienmässig vorhanden ist, oder weil er ins Getriebe integtriert wurde, was ja Sinn macht, wenn mans eh serienmässig einbaut, heisst das noch lange nicht, dass es kein Overdrive mehr ist. Man muss sich nur vor Augen halten, dass quasi alle halbwegs modernen Autos einen Overdrive in dem Sinn haben. Der fünfte Gang ist das meist. Und sogar die meisten vierstufigen Automatikgetriebe haben eine Übersetzung länger als 1:1 in der vierten Stufe, von denen die fünf und mehr Stufen haben gar nicht zu reden. Das wird einfach nicht mehr als Overdrive verkauft und nicht mehr als solcher wahrgenommen, ist aber genau das Selbe, was vor 40 Jahren als Overdrive verkauft wurde. Dass es in den allermeisten Fällen kein eigenes Zwischengetriebe mehr gibt dafür, ist blosse Konsequenz dessen, dass dieses feauture inzwischen zur Selbstverständlichkeit geworden ist. Auch der Zweite Grund, warum ein separates Planetengetriebe vorteilhaft war, nämlich der, dass man per Schalter schalten konnte, möglicherweise sogar komplett ohne kuppeln zu müssen, ist Geschichte. Wer gar nicht kuppeln will, für den gibts Automatik oder halbwegs brauchbare zumindest halbautomatische Getriebe, die man auch ohne zu kuppeln schalten kann, und das nicht nur für den Overdrive, sondern für ALLE Gänge. Aber selbst die, welche herkömmlich, und wie ich finde, altmodisch und bei der gegenwärtigen und zukünftigen Verkehrsdichte nicht mehr zeitgemäss, selber schalten, haben heute in aller Regel vollsynchronisierte Getriebe, die sich entsprechend einfacher schalten lassen. Allenfalls für den Rückwärtsgang ist alles beim alten geblieben. In den 50er und 60er Jahren, als der Overdrive aktuell war, war das ganz anders. Da waren synchronisierte Getriebe kein Standard, sondern allenfalls Teilsynchronisierte Getriebe zu haben. Wer also über kein tieferes technisches Verständnis und über keine enstprechende Übung beim Schalten verfügte, der hatte seine liebe Mühe mikt dem Schalten. Zwischengas und anderes mehr war damals nicht nur nice to know, sondern oft technisch bedingte Notwendigkeit für sicheres und komfortables Fahren, während man, einmal in Fahrt, heute mit ein wenig Geschick komplett ohne zu Kuppeln schalten kann.
Vor diesem Hintergrund mag ein zusätzliches Planetengetriebe nicht einfach nur der einfachste Weg gewesen sein, zu einem oder zwei Gängen mehr zu kommen, sondern auch in Bezug auf den Bedienungskomfort ein echter Fortschritt, zumal gerade englische Getriebe selbst in der automobilen Oberklasse gelegentlich ziehmlich hakelig gewesen sein sollen. So hakelig, dass es inzwischen bei manchen Modellen schwierig geworden sein dürfte, noch ein Exemplar mit originalem Getriebe aufzutreiben, da diese im Zuge von Restaurationen häufig durch modernere Getriebe ersetzt wurden. Da kanns dann auch passieren, dass man ein ZF-Getriebe in einem englischen Klassiker wiederfindet. Aber zumindest der Overdrive blieb oft trotzdem erhalten...
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Cuore L251 Bj 7/2003, Automatik:  Ausrangiert, leider!
Citroen C1 Automatik BJ 2011:
Mofa: Dreirad auf Basis eines Amsler-Pony, Verbrauch Zweitaktgemisch: <3.5l/100km.
Das grosse Artensterben auf dieser Welt wird den Menschen erst bewusst werden, wenn schliesslich auch der Tiger im Tank ausstirbt.
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