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Alt 21.06.2009, 11:49   #7
bluedog
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Mir gehts bei den Verbrauchsdiskussionen wie dem Applause-Limited. Wers zahlen kann und will, der soll von mir aus auch ein Auto fahren, bei dem 30l auf 100km nicht reichen.

Wer jammern will über die Benzinpreise, der soll sich erstmal nen Cuore oder noch was kleineres (Zweirad) anschaffen. für bis zu drei Leute ist das genug, und vier gehen auch mit wenig Gepäck. Der Golf I war nicht wesentlich grösser, und auf der Rückbank enger. Das hats auch getan für ganze Familien, und zumindest im Sommerhalbjahr reicht ein Roller oder ein leichtes Motorrad aus, um (meist ja eh allein) zur Arbeit zu fahren, es sei denn, man könne aus irgend einem Grunde nicht mit Zweirädern fahren. Und da wär ein fehlender Führerschein nicht mehr als eine Ausrede.

Was die Steuern angeht, sehe ich das etwas anders: Stimmt zwar, dass eigentlich alles über 2l Hubraum Luxus ist. Allerdings sind wir heute in Gewichtsklassen angekommen, wo manchmal bis zu etwa 2.5l Hubraum immer noch nicht zu viel ist.

Ich finde es zum Beispiel eine Frechheit, dass ich (nur an KFZ-Steuern!) jährlich 276.- CHF löhnen muss, für meinen bescheidenen Cuore L251, mit Euro III und 58PS aus 989ccm.

Hier könnt ihr berechnen, was andere Hubräume ergeben...

http://www.strassenverkehrsamt.lu.ch...sonenwagen.htm

Mal davon abgesehen, dass ich die Tarife, die ich zahlen darf, für so ein kleines Auto viel zu hoch finde, fände ich es gerechter und Umweltschutztechnisch viel einleuchtender, wenn man PKW nach Gewicht besteuern würde. Das Gewicht ist einer der am meisten Verbrauchsbestimmenden Faktoren. Ausserdem bestimmt es die Achslasten, und somit auch den Verschleiss an Strassen, Reifen, Bremsen, etc. (-->Feinstaubquellen, sowie bestimmend für die Belastung und damit auch den Verschleiss an Strassen)

Die Argumente, mit denen die Automobilherstellerlobby in D argumentiert, kann man alle getrost ausser Acht lassen. Die (v.a. deutschen) Hersteller von PKW haben Jahrelang geschlafen, und sich nur darauf konzentriert, Autos für die deutschen Autobahnen zu bauen. Dies, unter wahrhaft todesverachtender (weil pleitebringender) Auslassung der Tatsache, dass in den restlichen Ländern der Welt Geschwindigkeiten über 140km/h nur in seltenen Ausnahmefällen (Rennen, Rallyes, und allenfalls für Polizei- und Ambulanzfahrzeuge) gebraucht werden. Damit will ich nichts gegen schnelle Autos sagen. Wer die haben will und zahlen kann, soll sie fahren. Nur: Die die das nicht haben wollen, kaufen ein deutsches Auto (vielleicht) deshalb nicht, weil es für >170km/h gebaut ist, und deshalb teurer als ein Japanisches, was sich mit 140 - 150km/h zufrieden gibt, und für höchstens 120km/h als normales Reisetempo ausgelegt ist.

Ausserdem wurde in D in der Autoindustrie zu wenig in echte Innovationen investiert, und zu viel in Fahrerassistenzsysteme, die einerseits der durchschnittliche (wenig-)Fahrer nicht braucht, weil er selten länger als eine Stunde am Stück fährt, und andererseits deshalb auch keiner wirklich haben will. ESP wurde erst nötig, als Frontgetriebene Fahrzeuge so schwer wurden, dass man ihnen derart viele PS und Nm verpassen musste, dass sie ohne ASR an jeder Ampel einen Kavalierstart hinlegen würden. Die einzigen, die das anders sehen, sind die Autotester (die eh nie zufriedenzustellen sind, und Masstäbe weitab von denen des Durchschnittsbürgers anwenden), der ADAC und Verkehrsopfervereinigungen (die am liebsten die Welt in Watte packen und Autos komplett verbieten würden).
So kommt es, dass wir immer mehr Stahl durch die Weltgeschichte karren, immer mehr Elektronik, die früher oder später mal jeden Fahrer fluchen lässt, und die Autos immer durstiger, schwerer, teurer und sicherer werden, wir aber mit den selben ineffizienten Anriebsmaschinen vorlieb nehmen, wie sie seit gut 100 (sic!) Jahren gang und gäbe sind.

Autos könnten heute schon ganz anders aussehen und mit einem Bruchteil an Gewicht und Treibstoff auskommen, hätte die Politik die letzten 50 Jahre nur schon nicht ganz so sehr auf die Autolobby gehört.

Automobilhersteller sind dazu da, die Automobilen bedürfnisse abzudecken, und das in einer Marktwirtschaft zu marktfähigen Konditionen. Sie sind keine Geldmaschinen. Sie sind keine Unternehmen, die um jeden Preis und am besten noch auf Kosten der Allgemeinheit wachsen sollen. Sie sind auch nicht dazu da, Politik zu machen. Die sollen sich wie jedes andere (nur halt kleinere) Unternehmen auch, nach dem Markt richten, und das anbieten, was die Leute wirklich wollen, statt künstlich und manipulativ Bedürfnisse zu schaffen. Dann gehen die auch nicht pleite.

Deshalb ist es gerade in der Kriese falsch, auf Pleitekonzerne zu hören. Die sollen gefälligst Pleite gehen, und die Lücke denen überlassen, die besser wirtschaften. Alles andere wird sich rächen.

Hätte man es anders haben wollen, hätte man dem Casinokapitalismus viel früher schon Einhalt gebieten müssen. Allein: Man hat auf die Wirtschaftskapitäne gehört, die möglichst wenig staatliche Eingriffe haben wollten, um mehr und einfacher Geld verdienen zu können. So mancher zog dabei den Kürzeren, und man hat das immer mit den Kräften des Marktes gerechtfertigt, die die Sache schon richten würden. Warum sollte man vom freien Markt mit möglichst schwachem Nachtwächterstaat jetzt auf einmal auf staatlichen Heimatschutz umschalten, nur weil sich diesmal die Grossen verzockt haben? (Ja, verzockt! Die, denen es anders nicht zur Pleite gereicht hat, müssens halt mit Gewalt soweit treiben, um mithalten zu können. Sonst würde ja ein Wettbewerbsnachteil den Pleitegeiern gegenüber entstehen, und das geht ja nun wirklich nicht... der Staat wirds schon richten. Man ist ja zu gross und zu wichtig, um Pleite gehen zu können.)

Wenn man jetzt auf einmal wieder nach dem Staat ruft, sabotiert man die Wirtschaft. Dann verhindert man nämlich, dass sich eine ganze Branche an neuen Gegebenheiten orientieren und nach der Decke strecken muss. Man nimmt damit denen die Chance, die die Lücke von GM/Opel schliessen würden, und verhindert so den Fortschritt. Einen Fortschritt, für den GM/Opel, und VW nicht gewappnet waren, ja den die mehr oder minder ignoriert haben, aus Geldgier und Bequemlichkeit, aus Risikoscheu etc. Warum sonst gibt es den Chevy Volt nicht längst auf der ganzen Welt? Toyota hat doch gezeigt, dass auch neue Konzepte angenommen werden vom Markt. Nur: Es war halt mehr Risiko dabei.

So gesehen, haben andere das Risiko falsch verteilt. Die haben an der Börse gezockt, statt ihre Unternehmerischen Aufgaben wie es sich gehört durch Investitionen in neue Technik zu erfüllen. Das das nicht gut gehen kann, weiss jeder, der weiss, dass man an der Börse kein Geld verdient, wenns nicht zuvor woanders ERARBEITET wurde.
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Cuore L251 Bj 7/2003, Automatik: Ausrangiert, leider!

Citroen C1 Automatik BJ 2011:

Mofa: Dreirad auf Basis eines Amsler-Pony, Verbrauch Zweitaktgemisch: <3.5l/100km.

Das grosse Artensterben auf dieser Welt wird den Menschen erst bewusst werden, wenn schliesslich auch der Tiger im Tank ausstirbt.
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