Leerlaufregler
Genau!
Der springende Punkt ist nicht das "gewaltige Drehmoment", sondern die Art der Leerlaufregelung.
Ein Turbodiesel hat je nach Auslegung gewiß mehr Drehmoment, als ein Dreizylinder-Sirion (wobei der Smart-Diesel ganz gewiß weniger hat), aber das ist nicht der Punkt:
es wird fälschlicherweise immer angenommen, ein bärenstarker Motor merkt eine aufgeschaltete Belastung weniger. Das ist - geraden beim Diesel - überhaupt gar nicht so. Der Diesel läuft im Leerlauf absolut exakt geregelt, weil er sonst entweder gaaanz langsam immer schneller werden würde und gaaanz langsam absterben. Das Dieselprinzip bietet keine natürlich Regelung, wie sie jeder Drosselklappen-Motor von sich aus mitbringt.
Der Sirion z.B. hat einen absolut stabilen und tollen Leerlauf - ganz ohne Regler. Ich freue mich jeden Tag wieder daran. Der Grund ist das quadratische Widerstandsverhältnis an der Einlaufluftöffnung. Sie bedingt quasi, daß nahezu drehzahlunabhängig immer die gleich Menge Luft in den Saugkasten strömt. Läuft der Motor zu langsam, so wird er automatisch dadurch besser gefüllt, läuft er zu schnell, saugt er sich den Kasten selber leer und verliert an Leistung. Bei Aufschaltung von Lasten z.B. Licht und in Verbindung damit gesteigerter LIMA-Leistungsaufnahme sinkt die Drehzahl ab und die Füllung pro Hub nimmt zu. Da der Druck im Ansaugkasten sich etwas erhöht, führt die Motorsteuerung auch mehr Einspritzmenge nach. Beim Vergaser funktioniert das aber prinzipiell ganz genau so.
Der Diesel hat das alles nicht. Die ESP spritzt eine bestimmte Menge Kraftstoff ein und die muß exakt den Motorwiderständen entsprechen. Steigt die Drehzahl, so bleibt die Einspritzmenge pro Hub exakt gleich, ja schlimmer noch, bei den konventionellen Verteilerpumpen wird sie sogar etwas besser, weil die Pumpe besser abdichtet. Die Maschine nimmt also in ihrer Drehzahl so lange zu, bis die mechanischen Widerstände den weiteren Anwachs begrenzen. Wer schon mal an einer defekten Pumpe geschraubt hat, weiß, wie ein solches Standgas ist. Es eiert zwischen 700 und 2500/min.
Somit hat ein Dieselmotor also einen wesentlich besseren und auch teureren Regler. Er gibt nicht nur eine getaktete Nachstellung, sondern hat einen kräftigen P-Anteil, dessen Stellung auch rückgemeldet wird bzw. in der Steuerung gespeichert ist. Da verträgt eine solche Regelung auch Lastenaufschaltungen. Man kann problemlos im Leerlauf anfahren mit einem Diesel. Bis rauf in den dritten Gang klappt das immer - egal, ob bärenstarker Turbo, Fendt-Traktor, oder Golf 1 mit 50 PS.
Gruß
Werner Schulte
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