@bluedog: Eine tolle Betrachtung der ganzen Situation, aber man kann das auch deutlich stärker von der technischen Seite betrachten.
Zunächst der Luftwiderstand: Kleinstwagen bauen sehr hoch, haben keinen optimalen CW-Wert. Damit ist der Luftwiderstand des L276 etwa so hoch wie bei stromlinienförmigen Mittelklassewagen (Mercedes Benz E-Klasse, Prius).
Überhaupt ist der Luftwiderstand des L276 wohl einer der höchsten aller Cuore. Im Vergleich zu den älteren Modellen (L201, L501, L701) ist er deutlich höher (+10 cm oder mehr), gleichzeitig gab es keine weitere Verbesserung des CW-Werts im Vergleich zum L251, eher eine Verschlechterung: Mit dem CW-Wert des L251 von 0,31 machte Daihatsu noch Werbung ! Viele andere Kleinstwagen liegen bei 0,32 oder schlechter.
Dann der Motorwirkungsgrad: Niedrige Drehzahlen und ein hoher Mitteldruck im Zylinder sind optimal. Ein hoher Zylinderdruck bedeutet ein hohes abgegebenes Moment, also eine hohe Last des Motors. Die meisten Kleinstwagen schneiden hier schlecht ab: Hohe Drehzahlen über 3000 U/min bei 100 km/h senken die Motorlast erheblich bei Konstantfahrt, der Motor arbeitet im Teillastbereich mit einem geringen Wirkungsgrad.
Aber: man hat Reserven.
Anders beim Cuore: Der Motor läuft im 5. Gang ständig bei hoher Last, also wirtschaftlich. Selbst wenn man im 5. Gang mit Vollgas fährt, liegen die Drehzahlen bei nur 4500 U/min (160 km/h) und damit sind Reibungsverluste aber auch die Volllastanfettung gering (wenn letztere überhaupt einsetzt).
Anders im 4. Gang: Der Motor dreht fast 6000 U/min, hat bei geringeren Geschwindigkeiten mehr Reserven aber auch einen geringeren Wirkungsgrad, da die Last geringer ist.
Im Anhang findest du noch ein Diagramm, das ich für den L251 angefertigt habe.
Da ich den L251 selbst im 4. Gang kaum in den Bereich von 9 l/100 km gebracht habe (immer Vollgas über 200 km, zwischendurch Stau, alle niedrigeren Gänge mitbenutzt aber nicht den 5. Gang), halte ich diese Verbräuche für realistisch - sie gelten nur für den 5. Gang. Die Verbräuche sind über längere Autobahnetappen mit mehr oder weniger konstanter Geschwindigkeit berechnet oder geschätzt.
Was man ganz klar sieht: Der maximale Wirkungsgrad stellt sich erst bei fast maximaler Last ein, gibt aber keinen Aufschluss darüber, wann der Wirkungsgrad des Motors wirklich am höchsten ist !
Es wird nur eine bestimmte Last abgerufen, die nämlich für die konstante Geschwindigkeit nötig ist - die Last ist bei niedrigen Geschwindigkeiten eher gering, damit auch der Mitteldruck im Zylinder und der Wirkungsgrad.
Dank der langen Übersetzung ist der Wirkungsgrad aber deutlich höher als bei stärker motorisierten Fahrzeugen und damit fällt der Verbrauch geringer aus. Aber eben nur um etwa 20 % bei höheren Geschwindigkeiten, denn dann steigt der Luftwiderstand und die Last steigt auch bei den stärkeren Motoren in einen wirtschaftlichen Bereich: ob jetzt 90 % oder 50 % vom Motor gefordert werden, macht keinen so hohen Unterschied, als wenn man 45 % bzw. 25 % vom Motor fordert. Darum ist der Cuore auf der Landstraße so viel sparsamer als stärker motorisierte oder kürzer übersetzte Autos, auf der Autobahn aber eben nur diese etwa 20 %.
Mfg Flo
|