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Registriert seit: 05.12.2006
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Im Prinzip ist das ja so einfach, wie Du sagst. Aber wenn man alle Bauteile quasi für die Ewigkeit dimensionieren müsste, dann würden die Getriebe um einiges grösser und schwerer. Könnte sein, dass man dann automatik-cuore vergessen könnte. Ganz abgesehen davon, dass dann das ganze wahrscheinlich sehr teuer würde, da man mehr und im Extremfall viel teurere Materialien verwenden müsste.
Das mit den Reparaturen ist eine andere Geschichte. Es ist an sich nicht weiter problematisch, Automatikgetriebe - vor allem Wandlergetriebe - zu revidieren. 40 Jahre alte Amischlitten mit 3 Stufen-Automaten beweisen das. Nur: Beim Handschalter kann jeder Automechaniker die Kupplung binnen eines Tages oder weniger tauschen. Ist der Automat hinüber, vergeht leicht eine Woche oder mehr, bis man passende Firmen gefunden hat, und dann durch Offertvergleich rausgefunden hat, ob sich eine Reparatur noch lohnt. Wer da keinen Zweitwagen hat, ist aufgesschmissen. Und wenns so ist wie bei mir, wo das Auto auch noch speziell umgebaut ist, damit ich es überhaupt fahren kann, dann ist das sowas wie ein Super-GAU, denn einen Mietwagen aufzutreiben, der passt, ist erst recht unbezahlbar - wenn überhaupt irgendwo einer aufzutreiben ist.
Aber zurück auf den Boden der Tatsachen: Gibt bei einem Daihatsu ein Automat nach 150000km auf, dann ist das vermutlich ohnehin ein wirtschaftlicher Totalschaden. Wir kennen alle die Ersatzteilpreise von Daihatsu. Und da ist die Arbeitszeit von Mechanikern noch gar nicht mit drin. Folglich wird die Lebensdauer eines solchen Autos hauptsächlich durch jene des Getriebes begrenzt. Daihatsu wäre also schön blöd, Getriebe einzubauen, die wie bei einem Smart knappe bis gute 100'000km durchhalten. Da gäbe es dann immer andere, die besseres zu bieten hätten. Und sei es nur eine längere Garantiezeit. Denn die 100'000km sind gerade mal in 5 bis 6 Jahren erreicht. Folglich kann ich es gut verstehen, dass Daihatsu in Europa auf Wandlergetriebe setzt. Denn in Japan, wo die CVT sich durchgesetzt haben, fährt man nie schneller als 100km/h, und wohl meist Stadtverkehr. Kommt dazu, dass dort die Verkaufspreise für diese Autos (zumindest für den Cuore) wesentlich niedriger sein dürften, da Transportkosten und europäische Adaption und solche Dinge quasi wegfallen. Da kann man sich dann auch damit abfinden, dass ein CVT keine 250'000km hält. Würde ein Wandler vermutlich auch nicht, da der wahrscheinlich im täglichen Stau regelmässig zu heiss würde. Von den vielen Schaltvorgängen pro km mal ganz abgesehen. In dem Kontext kann ich mir gut vorstellen, dass ein CVT Vorteile hat. Auch bei sehr geringen Geschwindigkeiten kann man mit optimaler Übersetzung fahren, und sowas wie Schaltvorgänge gibt es nur noch einmal pro fahrzyklus. Nämlich beim anfahren. Wenn überhaupt. Und da das Getriebeöl nicht auch noch der Kraftübertragung dient, wird sich auch die thermische Beanspruchung im Vergleich zu einem Wandlergetriebe im bescheidenen Rahmen halten. Umso mehr, als der Wirkungsgrad des CVT besser sein soll, als der des Wandlers. Es dürfte also auch da wesentlich weniger Abwärme anfallen.
Verlegt man so ein Getriebe allerdings nach Europa, bin ich skeptischer. Es wird mit 120 - 130km/h gefahren, bei sehr Kurzen Beschleunigungsstreifen. Vollgasfahrten sind also regelmässig einzukalkulieren. Dabei wirken auf das Getriebe ganz andere Kräfte als im Japanischen Stadtverkehr, wo man allenfalls mit 40km/h dahin tuckert. Was ein Einsatz in Deutschland mit sich bringt, brauche ich nicht zu erklären. Dort ist mit stundenlangen Vollgasorgien auf Autobahnen zu rechnen.
Aber nicht nur die übertragenen Kräfte sind anders, sondern auch die dabei erreichten Kilometerleistungen dürften denen eines reinen Stadfahrzeugs Haushoch überlegen sein.
Von Schweizer Bergen haben wir da gar noch nicht geredet. Denn hat so ein CVT-Fahrzeug dann das Glück, beispielsweise im Wallis oder Tessin, oder im Bündnerland eingesetzt zu werden, dann stehen dem Getriebe alltäglich härteste Zeiten bevor. Dort gibt es Bergstrassen, da fährt man bei Vollgas gerade mal 60-70km/h. Und das nicht nur für 20 Sekunden! Und nach jeder Kurve muss in der Steigung wieder aus 5-40km/h beschleunigt werden. Selbstverständlich unter Vollast, denn hinten drückt ein grosser Ford, oder ein 500PS+-Laster... Und bergab muss das Getriebe dann als Dauerfeste Bremse nicht weniger arbeiten. Ich glaub erst, dass ein CVT sowas wie das alles 200'000km durchhält, wenn ich es gesehen habe. Mir sind bisher nur auffällig viele "günsige" Occasionen mit CVT auf Autoscout24.ch aufgefallen, nicht selten mit Kilometerständen zwischen 80'000 und 150'000km (grob) und Bemerkungen wie "Automat defekt" oder "Getriebe defekt" Das überigens sowohl beim Subaru Justy, wie auch beim Ford Fiesta oder dem Fiat Panda. Das sagt mir, dass ein solches Getriebe in der Schweiz einigermassen sicher ca. 5 Jahre hält. Danach ist jeder Kilometer ein Geschenk. Beim Wandler geht die Lebensdauer deutlich mehr in Richtung 10j.+
So gross kann die Spritersparnis gar nicht sein beim CVT, dass ich, der ich auf Zuverlässigkeit angewiesen bin, weil ich mir weder Zweit- noch Leihwagen leisten kann, ernsthaft an den Kauf eines solchen Getriebes denke. Von Abschlepp- und Reparaturkosten ganz zu schweigen.
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Cuore L251 Bj 7/2003, Automatik:  Ausrangiert, leider!
Citroen C1 Automatik BJ 2011:
Mofa: Dreirad auf Basis eines Amsler-Pony, Verbrauch Zweitaktgemisch: <3.5l/100km.
Das grosse Artensterben auf dieser Welt wird den Menschen erst bewusst werden, wenn schliesslich auch der Tiger im Tank ausstirbt.
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