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Alt 27.02.2006, 11:06   #1
mulxmilx
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Ausrufezeichen Erfahrungsaustausch Hijet Diesel (Lombardini)

Hallo Freunde/innen,
ich krieg immer wieder Bauchgrummeln, wenn ich die Äußerungen über Diesel-Hijets höre. Man hört so gut wie immer nur Schauergeschichten.

Da ich selbst seit 7 Monaten und 24000 km so einen fahre, möchte ich hier einen Thread aufmachen, an dem sich hoffentlich andere beteiligen, die eigene Fahrerfahrungen über einen nennenswerten Zeitraum mit dieser Dieseldose haben. Ich fahre einen 1.2 Diesel von 1996. Ich würde mich insbesondere freuen, wenn auch Erfahrungen mit dem neueren 1.4 Diesel (ggf. im Zwilling "Piaggio Porter") berichtet werden.

Zum Glück ist der meinige, wie auch dem fortlaufenden "HiJetset-Tagebuch" zu entnehmen, bislang völlig zuverlässig. Doch merke ich wohl, dass er Umgangsformen wünscht, die ich bislang von keinem anderen Fahrzeug kenne.

Der Hijet mit 1.2 Lombardini Diesel hat ein 5-Gang-Getriebe. Das ist so ausgelegt, dass er sich bei Tempo 65 (Tacho 70) im fünften (!) Gang richtig schnurrewohl fühlt.
Und zugleich ist Tempo 60 (Tacho 65) die Grenze, die man im dritten Gang, sogar laut Anleitung, nicht überdrehen darf. Im dritten wohlgemerkt, nicht im zweiten! Also nichts mit Kick-Down-Überholen auf der Landstraße. Ich hab einmal versucht, bei 80 in den dritten runterzugehen, das mag der Motor ganz und gar nicht, heult giftig und bremst sich selbst ganz schnell runter. Da hört man gleich: Das machst du zehnmal, dann gibt's das Gnadenbrot.
Aber wo gibts das schon, dass man bei über 60 nicht im Dritten fahren darf? Mein Cuore L201 konnte das noch mit knapp über 100!! Und bei den Benzin-Hijets dürfte es ähnlich sein, vielleicht etwas untersetzt. Aber 80-90 bestimmt.
Das Gleiche gilt - und das ist womöglich noch schlimmer - im vierten Gang. So um Tempo 75 bis über 80 (Tacho 80-90) ist deutlich spürbar die Schmerzgrenze nahe - aber wegen des allgemeinen Lautstärkepegels nicht mehr gut hörbar.
Und im fünften Gang auf Langstrecke (Dieses Vergnügen kriegt außer meinem wohl kaum einer dieses Typs) läuft der Hijet-D praktisch im Dauerlauf knapp unter der Drehzahl-Schmerzgrenze bei Tempo 100-110. Das funktioniert bislang anstandslos, wenn auch vom Verbrauch her nicht besonders effizient.
Aber im Blick auf die anderen Gänge klingt das fast wie die Quadratur des Kreises.

Dazu kommt, dass der Motor im Schubbetrieb enorm starken Widerstand hat, bremst mühelos bei Abwärtsfahrt die 1000-kilo-Dose runter. Auch das ist natürlich mit Vorsicht zu genießen. Neben Überdrehungsgefahr kann hier auch Überlastung von Kupplung und Getriebe passieren.

Und das Grundsätzliche: der Lombardini ist zunächst mal ein ganz normaler Diesel-Motor. Und da gilt noch viel stärker als bei Benzinern, dass überwiegend Mittel- oder Langstrecken gefahren werden sollten, damit der Motor sich im warmen Zustand "freibrennen" kann. Sehr theoretisch, das.

Denn wenn man dann weiß, wofür Hijets normalerweise dienen, nämlich für Arbeits- und Lieferzwecke im Kurzstreckenbereich von Stadt und Region, mit vielen unterschiedlichen Fahrern (die natürlich nicht erst nach durchgearbeiteter und mit Zertifikat abgeprüfter Gebrauchsanweisung ans Steuer gelassen werden), dann dürfte klar sein, welche Lebenserwartung so ein mimosenhaftes Motörchen im Normalfall hat. Bzw. hatte - es gibt ihn ja kaum noch.
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