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Alt 03.01.2012, 21:02   #17
muwe
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Registriert seit: 22.05.2008
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Standard TPMS und Co.

Nun - aus gegebenen Anlass und in sorgfältiger Sichtung der Beiträge -
hier einige Ausführungen zur NOTWENDIGKEIT VON REIFENDRUCK-KONTROLLSYSTEMEN.

Bei mindestens einem Drittel unser verehrten Verkehrsteilnehmer ist der Reifenfülldruck "betriebs- und verkehrsgefährdend", weil dieser dem empfohlenden Druck um mehr als 0,2 bar unterschreitet. Ein Viertel aller fahren mit mehr als 0,3 bar und jeder Zehnte sogar mit mehr als 0,6 bar Minderdruck.
Bei der Hälfte aller Fahrzeuge ist er schlichtweg deshalb nicht in Ordnung, weil die Reifendrücke zu hohe Unterschiede im Verhältnis zueinander aufweisen.
Zugegeben, wenn man bedenkt, dass zwei Drittel aller Fahrzeuge mit unzulässig eingestellten Scheinwerfern touren - sind die obigen Zahlen eher relativ....

Aber: 143 215 Reifenpannen (=7%) verzeichnete allein die ADAC Pannenstatistik 2010 (ohne andere Hilfsdienste),
1359 Unfälle mit Personenschaden wurden durch die Bereifung in 2010 verursacht, dokumentiert das Statistische Bundesamt.
Demnach sind ca. 40% aller Verkehrsunfälle sind mit zu geringem Reifendruck im Reifen verbunden.
Oder anders ausgedrückt: Drei Prozent aller Verkehrsunfälle in Deutschland sind auf technische Mängel an Fahrzeugen
zurückzuführen. Davon über die Hälfte auf Reifenschäden; insgesamt etwa zwei Prozent aller Unfälle.
Noch einmal umgerechnet sind es an die 40 Menschen die jährlich in Deutschland durch Reifenschäden ihr Leben verlieren, über 2.000 werden verletzt - der Sachschaden in Millionenhöhe unbetrachtet.
Aber das immer noch nicht die ganze Realität, weil das nur die Schadfälle sind, welche ganz ursächlich auf die mangelbehafteten Reifen zurückzuführen sind. Unfälle welche beispielhaft durch geringere Spurstabilität oder etwa verschlechtertes Kurven- und Aquaplaningverhalten infolge eines zu geringen Reifendrucks sind nicht berücksichtigt. Auch jene nicht, welche Liegenbleiber (durch Reifenschäden!) oder Objekten (möglicherweise wiederum Reifenteile) auf der Fahrbahn in Folge bewirken....

Bei der Hitliste der Reifensünden, die zum Ausfall führen, steht der zu geringe Reifenfülldruck an erster Stelle, gefolgt von Beschädigung durch Hindernisse, Fahrfehler (Bordsteine etc.), Fremdkörper, Montagefehler, Öl- und Kraftstoffe, Hochdruckreiniger (!), Prüfstände und schließlich Überalterung.

Obwohl auch bekannt sein dürfte, dass Reifendruck und Kraftstoffverbrauch eng zusammenhängen, bleibt die regelmäßige Überprüfung des Reifendrucks leider eine Ausnahme.
Der richtige Reifenfülldruck ist für die Leistungssicherheit und für die Wirtschaftlichkeit des Reifens von fundamentaler Bedeutung.

Ein Minderdruck von 0,2 bar führt zu 1% mehr Spritverbrauch, bei 0,6 bar sind es bereits 4%.
1 bar zu niedriger Druck an einem Vorderrad verlängert den Bremsweg um zehn Prozent auf nasser Fahrbahn
0,2 bar Minderdruck im Reifen = 10% geringere Lebensdauer, 0,4 bar weniger = 30% 0,6 bar weniger = 45%.

Spätestens ab 0,3 bar zu wenig Reifendruck wird es gefährlich: Die Reifentemperatur wird in 20 min. sehr hoch auf ca. 120°C und droht, sich selbst zu zerstören. Das bedeutet: Er verliert seine Lauffläche.

Weisen z.B. alle Reifen einen um 1 bar zu geringen Fülldruck auf, verkleinern sich die Seitenkräfte der Pneus auf nahezu die Hälfte (55%). Dann kann der Fahrer (nicht nur) in Kurven schnell die Kontrolle über das Auto verlieren, der Wagen kann ins Schleudern kommen und von der Straße rutschen, Bei etaiger Beladung ist das Risiko noch beträchtlich größer.

Die Reifen haben zusätzlich eine Stoßdämpferfunktion, die vom Fülldruck abhängig ist.
Deshalb sollte der Reifendruck besonders bei außergewöhnlicher Beladung, z.B. auf Ferienfahrten, unbedingt erhöht werden.
0.2 bar bei längeren Autobahnfahrten und Dauergeschwindigkeiten
0.2 bar bei voller Belastung (Zuladung)
0,2 -0,5 bar bei Fahrten auf Schotter (z.B. skandinavische Nebenstraßen)
Niedriger Luftdruck ist höchstens temporär auf Sand oder Kies sinnvoll.

Die angegebenen Reifenfülldrucke gelten grundsätzlich für kalte Reifen.
Wenn die Reifen erwärmt sind, gilt ein um 0,3 bar höheren Druck als der Empfohlene.
Die Kontrolle des Reifenfülldruckes - übrigens in Verbindung mit einer gründlichen Zustandssichtung dessen - sollte aller zwei Wochen erfolgen.
So wird empfohlen!

Zwei Nachträge:
Die Fahrzeughersteller geben oft zwei verschiedene Luftdrücke an:
Einen für Teillastluftdruck (keine volle Zuladung, keine hohe Geschwindigkeiten) und einen Volllastluftdruck (volle Zuladung, hohe Geschwindigkeiten). Diese Luftdrücke werden ermittelt und sind als optimale Einstellungen hinsichtlich Fahrkomfort, Handling und Abnutzung des Reifens zu betrachten.
Betrachtet man nur den Rollwiderstand des Reifens, so ist der Volllastluftdruck vorzuziehen. Allerdings leidet darunter unter Umständen die Lebensdauer des Reifens, da dieser hauptsächlich in der Mitte abgefahren wird.
Unter Einbeziehung aller Aspekte ist es daher sinnvoll, den vom Herstellerangegebenen Teillast- und Volllastluftdruck einzuhalten.

Früher wurde für Winterreifen gern ein etwas höherer Luftdruck als bei Sommerreifen empfohlen. Dies ist heute überholt und nicht mehr ratsam. Um die verbesserten Trocken- und Nassfahreigenschaften der heutigen Winterreifen optimal auszunutzen, sollten auf jeden Fall die vom Fahrzeughersteller vorgegebenen Werte eingehalten werden.


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