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Alt 30.03.2007, 01:41   #5
mulxmilx
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Idee Unverhoffte Begeisterung und enttäuschte Erwartung

Von 1999 bis 2000 hatte ich einen kleinen Dienstleistungsbetrieb, und es gab ständig was zu holen oder zu bringen. Mein damaliges Fahrzeug, ein Peugeot 309, wurde für diese Zwecke zurecht gemacht und genutzt. Das ging ganz gut, wenn auch mit Verrenkungen. Aber die brave Kiste hatte keinen Kat und genehmigte sich knapp 10 Liter Super auf 100. Ich ertrug alles eine Weile, dann bot sich eine sehr billige Gelegenheit zum Erwerb eines Subaru Libero. Dessen praktische Einsetzbarkeit war um Welten besser, auch im Handling war der gegenüber dem 309 die reinste Offenbarung. Und hatte immerhin U-Kat und verbrauchte nur 8 Liter Normal. Grandios - hätte er nur nicht im Laufe einiger Monate immer wieder ätzende Macken gehabt. Ist ja bekannt, hab ich hier im Forum schon mehrfach erzählt.

Die betriebliche Situation wurde 2000 so, dass ich meinen Betrieb verließ und einvernehmlich einer anderen Person überließ und selbst einen Haufen Schulden zurückbehielt (inzwischen abgetragen, Gottseidank). Es tat sich woanders eine ganz ordentliche, aber befristete Beschäftigung auf. Dafür musste ich täglich 150 km fahren. Und zugleich jeden Pfennig dreimal umdrehen. Ich hatte noch ein "Spaßmobil", einen Polo von 1979. Der wurde nun zum alltäglichen Fahren herangenommen, und zwar so gezügelt, dass ich tatsächlich mit 6 Litern auf 100 auskam. Wieder zwei weniger - und täglich wieder vier Mark gespart, macht aufs Jahr gerechnet fast 1000, ein schöner Batzen Geld. Aber ein Spaßmobil ist keine Dauerlösung.

Mitte 2000 kriegte ich bei einem örtlichen Händler meinen ersten Cuore L201. 9 Jahre alt, davon nur 7 gelaufen, knapp 100000 auf der Uhr, stümperhaft ausgebeulter linker Kotflügel. G-Kat, 1 Jahr TÜV/AU. Und das Ganze für 1300 Mark (650 €). Ich kaufte ihn, setzte mich rein und dachte: Nun ist's mit mir vorbei, jetzt bin ich endgültig verarmt.

Ein paar Minuten schämte ich mich, mit diesem Möppelchen herumzufahren, aber dann kam schon die erste freundlich-anerkennende Äußerung aus dem Bekanntenkreis. Und schon sehr bald nahm ich erfreut zur Kenntnis, dass ich schon wieder einen Liter Sprit weniger verbrauche - nur noch 5 Liter / 100 km, die Hälfte von dem, was vor einem Jahr noch der Peugeot nahm! Und außerdem spare ich reichlich Steuer und Versicherung, und dann kann ich auch noch richtig flott und kultiviert fahren. So wurde mir nach kurzer Zeit klar: Der Cuore ist kein Arme-Leute-Notbehelf, sondern ein richtig gutes und klug gebautes Auto.

So also kam ich zu Daihatsu - und war begeistert! Weil immer klarer wurde: Bei Daihatsu lernt man, die gelernte Gleichung "klein = minderwertig" zu vergessen. Kleinsein ist bei Dai Philosophie mit Tradition. In der Schweiz gabs sogar mal den frechen Werbeslogan "Daihatsu - größer ist doof". Mit meinem L201 fuhr ich also zusehends aus der wirtschaftlichen Talsohle heraus, fast drei Jahre lang ohne richtig schlimme Macken, außer den Antriebswellengelenken. Dann holte ich mir bei eBay ein weiteres Exemplar dieses Typs, wieder für zwei Jahre. Etwas anfälliger, aber trotzdem klar erkennbare Dai-Qualität, also die Wertigkeit mit dem freundlichen Augenzwinkern und dem heimlichen Toyota-Nimbus.

Aber Träumen muss erlaubt sein. Während meiner fünf Jahre L201 habe ich jeden Hijet, den ich im vorbeifahren sah, mit begehrlichen Blicken bedacht. Das wär's genau: ein Libero in Dai-Qualität! Und möglichst mit sparsamem Diesel...

Der Rest ist bekannt.

Mein Traum ging in Erfüllung. Mit HISEL, Ende Juli 2005.

Und in anderthalb begeisterten Jahren habe ich den nun real existierenden Traum gepflegt und ernährt. Mit Ohrenstöpseln und fast unbezahlbaren minderwertigen Winterreifen. Bis ich unsanft erwachte und merkte: Der Hijet, so wie es ihn jetzt seit Jahren gibt, das ist kein Dai wie der Cuore, mit dem man in schelmischer Freundlichkeit an den Sprit-, Platz- und Geld-fressenden und reparaturanfälligen Normalmobilen vorbeizieht. Schön wärs ja, im Prinzip hat er das Zeug dazu.

Der real existierende Hijet ist heute jedoch ein Fahrzeug, wie ich es vom Cuore - zu Unrecht! - befürchtete. Man muss ihn in einem Atemzug mit Vehikeln wie Lada, Trabant oder Triumph Spitfire nennen. Aber bei diesen sattsam bekannten Katastrofen-Mobilen gibt es garantiert engagierte Fan-Gemeinden. Dagegen, bei unserem Hijet, da gibt's nur uns paar Männekens...

-- Fortsetzung folgt --

Geändert von mulxmilx (03.06.2007 um 01:44 Uhr)
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