Thema: E10 im L251
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Alt 17.12.2009, 13:18   #4
bluedog
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Ich weiss zwar nicht, wo Du sowas tanken willst, denn ich hab noch nie eine E10 Zapfsäule gesehen, und auch noch nie konkretes davon gehört.

Ich mische seit einiger Zeit E85 zum Benzin dazu, oder im Moment eher Benzin zum E85... Aber mal der Reihe nach:

Von Daihatsu gibt es für den L251 (und soweit ich weiss auch für keinen anderen Daihatsu) KEINE Freigabe für Ethanolanteile >5% im Treibstoff. Ergo auch KEINE Freigabe für E10. Schon gar nicht für E85.

ABER: Es sind im Forum schon einige mit E85 oder E85-Beimischungen unterwegs. Einige habens aus Gründen des Fahrspasses wieder aufgegeben, andere fahren wohl immer noch gelegentlich E85 oder andere Mischungen von Ethanol/Benzin.

Von Motorschäden deswegen hab ich hier noch nichts gelesen.

Von BJoe weiss ich, dass er in seinen Cuore die etwas grösseren Einspritzdüsen vom Daihatsu Applause eingebaut hat (oder hatte). Da er seinen L80 auf die Einspritztechnik vom L501 upgraded hat, konnte er damit, wie ich aufm letzten Forumstreffen erstaunt hörte, den Cuore mit E85 fahren, ohne Zusatzsteuergerät. Allerdings wohl dennoch mit weniger Durchzug.

Weiter hat jemand einen Move mit Zusatzsteuergerät ausgestattet, und fährt den weitestgehend problemlos so...

Allzu viele Probleme wegen Ethanol sind also nicht zu erwarten.

Nun aber zu mir und meinem L251 (Automat). Ich fahre den auch bei den jetzigen Tiefen Temperaturen mit einem Benzin/Ethanol-Gemisch, das deutlich über E50 liegt. Wie viel genau kann ich nicht sagen... habs nicht ausgerechnet. Aus zulassungstechnischen Gründen (müsste in der CH ein komplettes Abgasgutachten nach NEFZ fahren lassen für die Zulassung) hab ich kein Zusatzsteuergerät verbaut.

Der springt damit trotz einstelliger Minustemperaturen immer noch beim 2. oder dritten Versuch an. Und wenn ich dann den Gashebel nach dem Start in Ruhe lasse, läuft er auch, sobald die ersten 5s mal überstanden sind.

Wenn er mal läuft, fallen 2 Sachen auf:

1. ist das Standgas einige hundert Umdrehungen niedriger, als sonst. Stört aber nicht, denn bei eingelegter Fahrstufe hat man normalerweise um die 1200RPM. Sind es mit (viel) Ethanol noch zwischen 700 und 1000RPM, dann schüttelt das bei 700RPM zwar reichlich, aber der Motor stirbt nicht ab, und auch sonst hab ich nichts nachteiliges bemerkt.

2. Es fehlt deutlich Leistung, der Motor läuft aber, soweit ohne genauere Anzeigen (Lambda-Anzeige) feststellbar ruhig, und zuverlässig. Die Verbleibende Leistung verlangt zwar einen gelassenen und vorausschauenden Fahrstil, reicht aber aus, selbst wenn es mal ein Stück bergan geht.

Weiter habe ich festgestellt, dass man E85 sogar pur fahren kann, solange die Tankanzeige etwas über Halbvoll oder voller anzeigt. Der Motor springt dann zwar selten vor dem 4. Versuch an, aber wenn er mal Läuft, stört das nicht mehr, zumal schon einige Sekunden Später soviel Wärme vorhanden ist, dass er sofort anspringt. Warmstarts, und selbst der Zweite Kaltstart nachdem der Motor mal eine oder zwei Minuten lief (Bahnübergang, Ampelsituation) ist völlig unproblematisch. Das Leistungsmanko ist dann zwar nochmal etwas grösser, aber man kann immer noch fahren.

Insofern würde ich sagen: E10 ist sicher problemlos fahrbar. Was ich oben schrieb gilt für Mischungen, die weitaus heftiger sind, bis hin zu E85 pur. Allerdings: Dann noch Garantieleistungen zu bekommen, wenn DD erfahren sollte, dass der Motor mit E85 oder auch nur E10 gefahren wurde, halte ich für aussichtslos, weils eben keine Herstellerfreigabe dafür gibt. Ist allerdings die Garantie ohnehin Geschichte, spricht meiner Ansicht nach nichts gegen E10. Während der Garantiezeit eigentlich auch nicht, aber man weiss ja nie ganz sicher. Und frei nach Murphy's law kann mans dann nicht wirklich empfehlen.

Wenn man übrigens mit E85 pur fährt, und die Tankuhr geht von voll gegen halbvoll, so muss man kurz vor halbvoll damit rechnen, dass die Motorkontrolleuchte (das orangene Motorsymbol angeht). Sollte das passieren: Keine Panik: Der Wagen bleibt normal fahrbar, nur die Abgaswerte stimmen nicht mehr. Das kommt daher, weil Ethanol weniger Energie enthält als die gleiche Menge Benzin. Mischt man also zuviel Ethanol in den Tank (ich würd mal sagen >E30) und der Tank wird leerer, so nimmt mit abnehmendem Benzinstand im Tank auch der Treibstoffdruck ab. Bei Benzinbetrieb hat die Motorsteuerung kein Problem damit, weil die Benzinpumpe so oder so mehr Leistung hat als nötig ist. Ist nun aber ein hoher Anteil Ethanol im Tank, so versucht die Einspritzung den verminderten Energiegehalt des Treibstoffs zu kompensieren, indem mehr Treibstoffe eingespritzt wird. Das setzt aber voraus, dass die Benzinpumpe genügend Druck aufbaut.

Irgendwann tut sie das aber nicht mehr, wenn der Tank allzu leer wird. (Je leerer der Tank, umso mehr muss die Benzinpumpe arbeiten, umso mehr fällt auf, wenn der Druck dann deshalb knapper wird.) Dann wird zu wenig eingespritzt, der Motor läuft zu mager, die Lambdawerte stimmen nicht mehr, und die Motorkontrolleuchte geht an.

Diese Motorkontrolleuchte kriegt man wieder aus, indem man im Sicherungskasten im Motorraum (zwischen Batterie und Spritzwand) die Sicherung "EFI Nr.1" abzieht, und ein paar Minuten wartet, ehe man sie wieder einsetzt. Dann Benzin nachtanken, und fahren.

Schlimmeres hab ich bisher noch nicht erlebt.

Hier ein Text, den ich dazu an anderer Stelle im Internet mal geschrieben habe:


Zitat:
Ich hab diesen Sommer mal einen Versuch gestartet, ob man auch mit E85 fahren kann.

Ich fahre einen 2003er Daihatsu Cuore, 43kW/58PS, Automatik

Fazit: Es geht, und wenns muss, gehts sogar pur. Bloss der Kaltstart ist dann wirklich miserabel, was hier sicher keinen wundert... Eines morgens mit pur E85 im Tank (und in der Benzinleitung gestartet. Ging erst nach dem 3. oder 4. Versuch hustend und Spuckend an... Lief dann erstmal, als ob nur 2 von drei Pötten zündeten, und ist fast ausgegangen, als ich dann etwas Gas gab. Dann aber rund gelaufen, und hat, ausser stark verminderter Leistung, keine Zicken gemacht. Leerlauf etwas niedriger als mit Benzin. Allerdings ist das kein Drama, dann mit Benzin ist man warm öfter mal bei +-1000RPM mit eingelegter Fahrstufe. Neutraler Leerlauf nach Kaltstart auch schon mal knapp 1500RPM. Wenn da bei Ethanol 150 bis 300RPM fehlten, dann fand ich das nicht wirklich schlimm.

Man merkt allerdings, dass die Maschine viel zu mager läuft. Dass hier deshalb allerdings derartig Panik geschoben wird, versteh ich auch wieder nicht. In den siebzigern und achzigern wars ein weit verbreiteter Trick, das Gemisch abzumagern zum Spritsparen. Brachte heissere Verbrennung, und dadurch mehr Leistung mit recht wenig Verbrauch. Stören tut mageres Gemisch nur den Kat. Der kann dann nicht mehr recht arbeiten. Ausserdem steigen die Stickoxyd-Anteile im Abgas, wenn die Abgastemp höher ist. Der Motor läuft aber genauso, und solange der Kat nicht so heiss wird, dass er ausglüht, macht dem das nichts aus. Schlimmer wäre zu fettes Gemisch oder hoher Ölverbrauch.

Ach ja: Benzin schmiert nicht. Wenn, dann schützt der Verbrennungsruss die Ventile... Da allerdings von Schmierung zu sprechen, ist auch wieder nicht richtig. Alkohol verbrennt halt sauberer, daher auch weniger Russ auf den Ventilen... Wens stört, soll halt Benzin tanken. Ventilspiel korrekt einstellen hilft aber auch gut, LPG-Fahrer wissen das.

Meine Erfahrung: Fährt man E85 pur, muss man schon sehr vorausschauend fahren, oder nur in der Ebene, denn Leistung wird dann reichlich knapp. Aber man kann fahren. Und solange man dafür sorgt, dass der Tank immer mindestens halb voll ist, hat man auch gute Chancen, dass sich nicht mal die Motorkontrolleuchte meldet.

Fährt man dagegen mit E85 und Benzin 50:50, dann braucht man die Motorkontrolleuchte nicht zu fürchten, und auch die Leistungsverluste durch mageres Gemisch fallen wesentlich moderater aus, und auch starten kann man immer recht gut, wenn auch der Anlasser fast immer ne Ehrenrunde dabei dreht.

Zwei oder dreimal ist es mir passiert, dass die Motorkontolleuchte anging: Ich hab angehalten, und für einige Minuten die Sicherung der EFI abgezogen. Das löscht den Fehlerspeicher. Fährt man anschliessend zur Tanke und schüttet Benzin dazu, (Normal würde, gäbe es das noch, bei weitem reichen... E85 hat knapp über 100 Oktan, man kann also ne Menge Normalbenzin dazuschütten, bis man im Tank weniger als 95 Oktan hat, ganz davon abgesehen, dass mein Cuore nicht mehr als 91 Oktan braucht) geht die Leuchte auch nicht mehr an.

Ich hab den Versuch bis auf weiteres abgebrochen, weil ich für E85 in der Schweiz momentan etwa gleichviel zahlen würde, wie für Noname Benzin von der freien Tankstelle. Damit läuft der Motor aber besser als mit E85 und man hat sicher keinen Mehrverbrauch. Ausserdem muss ich sehr weit fahren, bis zur nächsten E85-Zapfsäule. Ich hab daher meist auch noch nen 10l Kanister mit E85 gefüllt, wenn ich denn mal die Gelegenheit hatte. Der 20l Kanister ist mir zu schwer...:(

[...]

Noch was: Durch die Verminderte Leistung hab ich gelernt, mit dem Gashebel sehr viel feinfühliger umzugehen, und vorausschauender und regelmässiger zu fahren. Dadurch ist mein Verbrauch nachhaltig, und nicht nur für die Zeit, in der ich E85 zugemischt oder gar pur gefahren habe, gesunken. Spart auch Reifen und Bremsen, sowie jede Menge Nerven.

Ach ja: Solange einen die Motorkontrolleuchte nicht stört, kann (könnte) man auch E85 pur fahren. Gehen tut das. Nur: Einen Abgastest (D: AU) wird man dann sicherlich nicht bestehen.
Der Text ist schon ein paar Monate alt. Daher: Mittlerweilen fahr ich wieder mehr mit Ethanol. Ein Klick auf die Verbrauchsanzeige in der Signatur führt Dich zu meinem Spritmonitor-Account. Dort trag ich laufend nach, wann ich wieviel Tanke, und was für Sprit. Nächstens wird da auch mal wieder aktualisiert.
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Cuore L251 Bj 7/2003, Automatik: Ausrangiert, leider!

Citroen C1 Automatik BJ 2011:

Mofa: Dreirad auf Basis eines Amsler-Pony, Verbrauch Zweitaktgemisch: <3.5l/100km.

Das grosse Artensterben auf dieser Welt wird den Menschen erst bewusst werden, wenn schliesslich auch der Tiger im Tank ausstirbt.
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