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Alt 13.06.2019, 22:08   #5
Japanschrauber
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Standard Entwicklung Federn

Ein allgemeines Hallo in die Runde


Ich möchte euch den Federnsatz mal aus einer anderen Perspektive zeigen bzw. deren Geschichte und Entwicklung in groben Zügen.

Da ich in besagtem Autohaus arbeite und zwei wirkliche ganz tolle Chefs habe, sind die Mitgestaltungsmöglichkeiten in so einem kleinen Unternehmen dementsprechend groß.

Die Idee zu einem Höherlegungssatz kam mit dem neuen Terios J2 im Jahre 2006, als dieser bei den Händlern und der Fachpresse vorgestellt wurde.
Das Auto hatte für einen SUV relativ gute Eigenschaften (natürlich nicht vergleichbar mit einem richtigen Geländewagen, aber immerhin) und vor allem einen guten Preis.

Also, das Teil mußte höher, straffer und ein besserer Böschungswinkel war ausschlaggebend nebst Verschränkung, die Bedingungen.

Man kontaktiert diverse Hersteller und bekommt theoretische Vorschläge für einen geänderten Federnsatz.

Derjenige, der am Ende das Rennen gemacht hat und unsere Freigabe für die Produktion bekam, hat zuerst eine jeweils originale Vorderachs- und Hinterachsfeder bekommen zur Prüfung und Berechnung.

Nach ein paar Wochen kam ein Satz zu uns, ein zweiter angefertigter Satz blieb beim Hersteller.
Den gelieferten haben wir dann in einen Neuwagen eingebaut und erstmal für uns getestet, bald darauf kam noch eine Änderung zu Gunsten von Bilstein-Dämpfern an der Hinterachse, die es schon auf dem Markt für ein anderes Fahrzeug gab.
Eine Änderung der vorderen Dämpfer ließen wir fallen, da die Federbeine des Terios verpresste Dämpferpatronen haben und ein Umbau dementsprechend aufwendig und teuer geworden wäre.
Zudem wurde der Wagen auf originale Stahlfelgen und einer Geländebereifung mit 215/70 R 16 umgerüstet, die nochmals ein wenig die Bodenfreiheit erhöhten.

Nachdem wir dann weitgehenst zufrieden waren mit dem Umbau, wurde ein Termin beim TÜV in Köln vereinbart für die Endabnahme, die ich dann zusammen mit Martin Trier (Zweifacher Deutscher Meister im Trialfahren) durchgeführt habe, der das Projekt mitbegleitete.

Der Terios war fertig, ein PKW-Anhänger samt Kleinwagen angehangen und ich bin nach Köln gedüst, wo der Terios einem ausgiebigen und anstrengenden Prüfverfahren unterzogen wurde.
(Im Kofferraum waren 1,2t Sandsäcke eingeladen, 3 Personen im Auto und hinten Hänger mit PKW darauf auch noch mal gute 1300kg).
Materialgutachten war vorhanden und nach einem halben Tag war es geschafft, wir bekamen das ersehnte Teilegutachten und damit wurde der Auftrag zur Kleinserienherstellung erteilt.

Nachdem dies alles geschafft war, wurde sogleich unser Vorführwagen von mir umgebaut, denn jetzt kam bald der nächste Termin bei Daihatsu Deutschland zwecks Pressevorstellung unseres Fahrwerkes.

Ein paar Wochen später am 16.06.2007 bin ich dann mit dem Vorführer nach Ottrau in eine ehemalige Kiesgrube gefahren, wo unter anderem auch sehr viele Händlerkollegen aus Deutschland eingeladen waren.
Nebst besagtem Pressetermin und einem kleinen Wettbewerb war ebenfalls wieder Martin Trier dabei und ebenso ein weiterer Geländeprofi, Charly Ströhmann (Zweifacher Sieger Rallye Paris-Dakar).
Die beiden haben dann unseren Terios durchs Gelände gejagt und auf Herz und Nieren geprüft, das einem Angst und Bange wurde, aber, er hat die Fahrten klaglos überstanden und die Anwesenden waren begeistert.

Ich durfte dann endlich auch mal fahren und hab als blutiger Anfänger netterweise gleich den 2.Platz inklusive Pokal ergattert, leider eine Stange umgelegt.
Aber, für die Frauenkritiker, den ersten Platz hat eine Dame (und die einzige im Feld, die den Wettbewerb mitmachte) ergattert!

Soweit, es wurden dann ungefähr 50 Fahrwerkssätze angefertigt und alle verkauft an Händlerkollegen oder auch Privatkunden.
Der Umbau mußte dann regulär über das Teilegutachten in die Fahrzeugpapiere eingetragen werden und schon schwebte man(n) höher als andere Teriosfahrer.

Zum Schluß möchte ich noch erwähnen, das wir einen Kunden mit inzwischen über 430.000km haben, der den Wagen neu bei uns gekauft hat und vor Auslieferung an ihn das Fahrwerk bekam.
Da er das Auto dienstlich ausschließlich in leichten bis mittleren Gelände bewegt und dementsprechend belastet wird, ist die Qualität der Federn (nebst der vom Terios) hervorragend, denn sie sind immer noch eingebaut und mußten nicht ausgetauscht werden.
Das Fahrzeug war auch schon in der d-Motion drin mit einem ausgiebigen Bericht, er wird bestimmt noch die 500.000km knacken.

Am Ende noch ein paar Impressionen von der Veranstaltung, Fotos von unseren eigenen Arbeiten haben wir leider damals nicht gemacht, Schade.
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Geändert von Japanschrauber (13.06.2019 um 22:16 Uhr)
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