Einzelnen Beitrag anzeigen
Alt 12.06.2012, 00:44   #29
muwe
Benutzer
 
Benutzerbild von muwe
 
Registriert seit: 22.05.2008
Ort: BERLIN
Beiträge: 355
Standard

Zitat:
Zitat von redlion Beitrag anzeigen
Die griechische Finanzkrise hat einen Hauptverursacher: Deutschland! Es waren die Banken – allen voran die Deutsche Bank, aber auch die Allianz-Versicherung – die den griechischen Staat mit Krediten überschwemmt hat ohne Sicherheiten zu verlangen...
Selbst wenn alle Griechen ehrliche Steuerzahler wären, sie wären heute nur ein wenig weniger pleite als sie es jetzt sind.
Uff- kann man das wirklich so stehenlassen? Auch, wenn das nicht so ganz zum Thema gehört?

Angesichts des kommenden Sonntags und der angstmachenden Ungewissheit des "was danach..." sowie hier sehr entschieden und verwegen vorgetragener Äusserungen zum "Warum" der griechischen Krise sehe ich mir hier zur Richtigstellung veranlasst und genötigt:

Griechenland ist zahlungsunfähig und steht vor einer Staatspleite, weil es seit Jahren beispielslos über seine Verhältnisse lebt.
Die Griechen haben immer gegen den Euro-Stabilitätspakt verstoßen.
Mit geschönten Zahlen schafften sie 2001 die Aufnahme in die Währungsunion. Bereits 2011 lag die Gesamtschuldenlast Athens bei rund 350 Milliarden Euro und damit bei 165 Prozent des Bruttoinlandsprodukts (vgl. Portugal 107,8% / Irland 108,2%)
Die Ursache ist höchst hausgemacht (!!!) und der griechischen Mentalität geschuldet, eine Melange aus Überschuldung, Wirtschaftsschwäche aber auch in einer fehlenden Kontrolle durch die EU.
Unter anderem durch die nationale Bankenstützungen, der heillos-chaotischen Konjunkturförderung, die Kosten der immensen Arbeitslosigkeit und permanent sinkender Steuereinnahmen....
Die Griechen haben in den vergangenen Jahrzehnten Rekordschulden angehäuft. Lange Zeit wurden die Zahlen zur Neuverschuldung und zum Defizit bewusst und gezielt verschleiert. Erst waren die staatlichen Statistiken überhaupt mangelhaft, dann wurden sie systematisch frisiert.
Bei den Manipulationen hatte namentlich die US-Bank Goldman Sachs geholfen. Sie gewährte Griechenland mittels sogenannter Cross Currency Swaps (Währungstausch) verdeckte Kredite. Griechenland war scheinbar der Schulden ledig und verfügte über frisches Geld. Aber Athen verpflichtete sich, die Schuldenpapiere in einigen Jahren überteuert zurück zu kaufen.
Und noch immer weiß kein Außenstehender, wie prekär die Lage wirklich ist.
Das hängt auch mit den innergriechischen Strukturen zusammen. Ein großes Problem ist, dass die Regierung ihre Finanzen nicht im Ansatz im Griff hat. Es gelingt ihr nicht, Einnahmen und Ausgaben richtig zu planen, zu überwachen und vorherzusagen. Bis dato (!!!) gibt es keine funktionierenden Finanzbehörden.
Die Steuerhinterziehung ist beispiellos - eine der großen Krankheiten des Landes. Quasi ein Volkssport (!) der Griechen. Milliardenbeträge wurden und werden ins Ausland transferiert. Die Steuerquote, also der Anteil der Steuern am Bruttoinlandsprodukt lag in Griechenland 2007 bei 31 Prozent (EU 41%).
Wohlgemerkt! Alleine die Eindämmung der Steuerhinterziehung hätte einen Haushaltsüberschuss erzeugt und damit die griechische Finanzkrise verhindert....!
Die Lohnstückkosten waren in den letzten Jahren so enorm gestiegen und die Griechen haben sich einen Lebensstandart geleistet, der über ihrer Produktivität liegt. Allein um bei den Lohnstückkosten auf das deutsche Niveau zu kommen, müssten die Griechen die Löhne um 29 Prozent reduzieren. Durch eine sehr großzügige Ausgabenpolitik hatte Griechenland das lange überdeckt. Über beispielllose Lohnerhöhungen wurde zum Beispiel der private Konsum stimuliert.
Überdurchschnittlicher Konsum und unterdurchschnittliche Investitionen
Über ein Viertel der griechischen Beschäftigten (D: 11%) arbeiten hochbezahlt (vgl.weise +40%) im vergleichsweise aufgeblähten hochineffizienten öffentlichen Dienst mit geringen Wochenarbeitsszeiten.
Rund ein Jahr nach Verabschiedung der ersten Tranchen-Hilfe steckt Griechenland trotz des ersten Sparpakets tiefer in der Krise als je zuvor. Die Maßnahmen haben zudem die Rezession verschärft. 2011 war die griechische Wirtschaft um 5,5 Prozent geschrumpft. Die Arbeitslosenquote liegt inzwischen bei 20 Prozent. Vor allem junge Menschen zwischen 15 und 29 Jahren sind ohne Job: von ihnen ist jeder zweite als arbeitslos gemeldet.
Hohe und vielfältige Rentenansprüche (zuzügl. horrende Massen von Phantomrentner), die allgegenwärtige Korruption (Fakelaki), verbreitete Schattenwirtschaft (40% des BIP´s; D. ca. 15%) jeder vierte Euro wird schwarz erwirtschaftet, höchst antiquiertes Bildungssystem (einer der Hauptgründe für die mangelnde Wettbewerbsfähigkeit!), die höchsten Verteidigungaufgaben überhaupt (nach den USA) ... und so weiter und so fort...

Klar doch - in Griechenland ist das Rauchen im Auto verboten und DAIHATSU baut keine Ascher ein.....



.
__________________
"Schau und schlau"
"So schön kann vernünftig sein"

Geändert von muwe (12.06.2012 um 00:48 Uhr)
muwe ist offline   Mit Zitat antworten