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Alt 05.03.2008, 20:08   #9
bluedog
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na, dann erzähl am besten mal die geschichte mit den breitreifen. ich glaub, die kenn ich auch noch nicht.

Dann mach ich das mal...

Ich muss aber vorher schon sagen, dass ich mich hier nicht mit Breitreifenfahrern anlegen wollte. Ich seh das einfach nicht ein. Das ist alles. Und wer mehr Geld als nötig in Breite Reifen und Alufelgen investieren will, soll das tun. Ist dann aber nichts rationales.
Breitreifen glänzen zwar mit kürzerem Bremsweg und besserer Bodenhaftung, aber auch mit höherem Rollwiderstand und Verschleiss. Beides drückt sicher nicht auf den Verbrauch... Da hilft es auch nicht, wenn jetz 100 Leute beteuern, sie bräuchten damit nicht mehr Sprit. Das ändert die physikalischen Gesetze auch nicht. Mein Bruder hat auf seinem Renault Clio seinerzeit auch Breitreifen und Sportfahrwerk montiert. Der ging dann zwar wie auf Schienen. Aber dafür kam er den Berg hoch zu seiner Freundin nur noch im 2. Gang anständig voran, wo sonst jeder bequem den dritten einlegte... Und da steckte immerhin ein 1600er vierzylinder mit 16 Ventilen drin, auf etwas mehr als 900kg.

Nun zu der Geschichte, wie breitreifen in den Rennsport kam.

Es gab da vor ein paar Jahrzehnten mal einen Hühnerfarmer namens Shelby, der sich in den Kopf gesetzt hatte, ein Auto zu bauen, mit dem er die 24h von Le Mans gewinnen konnte.

Der Mann hatte ein ganz einfaches Rezept: Viele PS, viele Nm und wenig Gewicht.

Der kaufte sich also einen dieser schnittigen, leichten, und flachen kleinen englischen Sportwagen. Dann schrieb er an Ford, und bat um einige grosse Achtzylindermotoren, wie sie Ford in seine gewaltigen Pick-Ups einzubauen pflegte.

Als er beides zusammen hatte, und zudem einen Weg gefunden, den mächtigen Dampfhammer von einem Achtzylinder in dem kleinen, feinen Roadster zu verstauen, und die ersten Versuchsfahrten unternahm, erkannte er ein Problem:

Der Wagen bog und verwand sich unter der Last des Gewaltigen Motors. Zu sehr versteifen konnte man die Karrosse nicht, wenn man den klasse Gewichtsvorteil nicht aufgeben wollte. Und dann tauchte mit zunehmender Verwindungssteifigkeit auch noch das Problem auf, dass auf unebenem Boden oder in Kurven gelegentlich ein oder zwei der schmalen, wenig Widerstand bietenden Räder die Haftung verlor, aufgrund von Entlastung, oder gar Verlust des Fahrbahnkontakts. Mal abgesehen davon, dass das gefährlich war, konnte man so auch die gewaltige Motorleistung nicht auf die Piste bringen. Der Trick der AC-Sportwagen, die eben weich und verwindbar gebaut waren, war eben neben dem geringen Gewicht auch der, dass die Räder fast immer auf Fahrbahn blieben, eben weil sich die Karosse der Strasse anpasste.

Dieser Vorteil musste aber wegen des Schweren Motors aufgegeben werden.

So überlegte Shelby, wie er die geballte Motorkraft trotzdem sicher auf die Piste bringen könnte. Und er kam drauf, dass er mit breiteren Reifen mehr Kraft pro Reifen auf die Strasse brächte. So dass er die ungleichmässige Belastung in bestimmten Fahrsituationen über die erhöhte Reibung, und damit grössere übertragbare Kräfte ausgleichen konnte.
Die höhere Reibung, und das grössere Gewicht waren dank der guten Aerodynamik und der im Übermass vorhandenen Motorleistung zu verschmerzen.

Wagen von dieser Couleur wurden fortan als Shelby-Cobra verkauft, denn die Basis lieferte ein AC-Modell genannt Cobra...

Reisst mir jetz nicht denn Kopf ab, wenn das nicht alles 100% stimmt. Ist schon länger her, dass ich die Doku dazu im Fernsehen gesehen hab, und ich hab das alles nur aus dem Gedächnis wiedergegeben.
Der Kern, was die Idee mit den Breitreifen angeht, stimmt aber.

All die Vorteile, die meine Vorposter für die Breitreifen in Anspruck nahmen, sind zwar nicht falsch. Aber der Erhöhte Rollwiderstand (von nichts anderem kommt der kürzere Bremsweg) wird im Kampf um Hundertstel Sekunden ganz schnell zum Nachteil. Dazu kommt, dass die schwereren Räder und Reifen im Zweifel die Bremsen eher mehr belasten, weil deren Masse bei jeder Bremsung sehr schnell verzögert werden muss. Beim Beschleunigen frisst der selbe Umstand Motorleistung. Die Kühlung der Bremsen gewährleistete man ehedem so oder so: Speichenräder sind da gar nicht mal so schlecht - und bei leichteren Rädern werden überdies die Bremsen weniger beansprucht, denn sie müssen einmal ein leichteres Fahrzeug verzögern und dann auch noch weniger Energie, die in den sich drehenden Rädern selbst steckt, in Wärme umwandeln. Ausserdem fährt man auf öffentlichen Strassen keine Rennen! Für den Normalen Fahrbetrieb bei PKW reicht locker auch das aus, was Bremsen in Kombination mit Stahlfelgen bringen können. Das ist also kein Argument. Wenn die Bremse nicht reicht, dann würd ich erst mal hinten Scheibenbremsen verbauen, und dann auf grössere Scheiben ausweichen. Das dürfte effizienter sein...
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Cuore L251 Bj 7/2003, Automatik: Ausrangiert, leider!

Citroen C1 Automatik BJ 2011:

Mofa: Dreirad auf Basis eines Amsler-Pony, Verbrauch Zweitaktgemisch: <3.5l/100km.

Das grosse Artensterben auf dieser Welt wird den Menschen erst bewusst werden, wenn schliesslich auch der Tiger im Tank ausstirbt.
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