Einzelnen Beitrag anzeigen
Alt 09.07.2020, 19:32   #271
carbocarl
Benutzer
 
Benutzerbild von carbocarl
 
Registriert seit: 11.07.2004
Ort: Ostfalen
Beiträge: 312
Standard

Nach fast 11 Jahren steht mein Sirion jetzt zum Verkauf. Zeit, ein kleines Resumee zu ziehen. Ich teile mal in positiv/negativ auf. Wobei man bedenken sollte, dass Negatives oft viel mehr auffällt als Positives.

POSITIV:

Design:
Ich finde sein schlichtes, geradliniges Design immer noch toll. Eigentlich sogar noch mehr als zum Zeitpunkt des Kaufs, da der aktuelle Designtrend genau in die gegensätzliche Richtung geht, was mir überhaupt nicht gefällt. Da hebt der Sirion sich wohltuend ab. Sehe ich auch so.

Raumökonomie:
Was Daihatsu auf 3,60 m unterbringt ist beeindruckend. Der Sirion ist ein vollwertiger Fünfsitzer. Sogar den Beinraum hinten ist mehr als ausreichend. Der Klappmechanismus der Rücksitze mit der topfebenen Ladefläche ist perfekt.

Cockpit/Armaturen:
Sehr übersichtlich und keine Spirenzchen wie Digital- oder Mitteltacho. Genau, einfach intuitiv bedienbar.

Ausstattung:
Alles drin was damals gang und gäbe war, sogar noch etwas mehr. Z.b. vier Fensterheber (zudem hinten voll versenkbar!) und Klima war damals noch nicht selbstverständlich. Mir hat auch nie etwas gefehlt.

Zuverlässigkeit:
Lange Jahre war nichts außer die üblichen Verschleißteile oder Selbstverschuldetes [IMG]file:///C:\Users\thmsa\AppData\Local\Temp\msohtml1\02\clip _image001.gif[/IMG]Dann kam aber doch immer mehr (s. Abschnitt negatives). Praktisch kein Oelverbrauch. Nur die Radlager hinten halten nicht lange und kosten ordentlich Geld.

Ersatzteile:
Blechteile sind so billig, zweimal habe ich es erlebt, dass ein Mechaniker nach Blick in die Preisliste es nicht glauben wollte (die anderen Ersatzteile: s. Negatives)

Rost:
Als das Auto neu war, haben mir die zahlreichen Kommentare im Forum über die angebliche Rostanfälligkeit des Sirion Angst gemacht. Bis jetzt ist aber bei meinem kein Rost sichtbar. Und ich habe keine Versiegelung nachgebessert.


NEGATIV:

Kein ESP:
ESP war nur für das 103 PS-Modell lieferbar. Ein fehlendes ESP war schon damals eigentlich nicht mehr zeitgemäß. ESP wurde mir an meinen EU-Fahrzeugen, also den Dai Sirion und aktuell dem SEAT Toledo auch versprochen, war aber jeweils nicht an Bord. Wer braucht so etwas, wenn alle Sinne wirklich auf das Fahren einer Droschke ausgerichtet ist.

Motorcharakteristik:
Durchzug bei niedrigen Drehzahlen ist praktisch nicht vorhanden (Japaner halt). Unter 4000 Umdrehungen ist er eine Wanderdüne. Meinen vorherigen Fahrstil, nicht über 3000 zu drehen (außer Autobahn), musste ich mit diesem Auto aufgeben. In der Hinsicht fehlen da Welten z.B. zu VW, wo sogar die Grundmotorisierungen einen harmonischen, gleichmäßig verlaufenden Durchzug haben. Das kann ich alles nicht nachvollziehen. Ab 1.500 kann man locker im Verkehr mitschwimmen. Ab 2.500 Umdrehungen geht die Post gut ab. Und zwischen 4.000 und 7.000 Umdrehungen ist die Hölle los. Gerade bei reinbeschleunigen auf der BAB ein Genuss.

Hakelige Schaltung:
Die Vorwärtsgänge sind zwar auch nicht gerade knackig, aber damit kam ich trotzdem zurecht. Der Rückwärtsgang hat von Anfang an immer wieder geklemmt. Manchmal konnte man ihn erst einlegen wenn man das Auto hat einige Millimeter rollen lassen, oder wenn man den Motor hat vorher aufheulen lassen.
In der Tat die Schaltung ist nicht der Hit. Aber was Du das beschreibst hatte ich nie.

Fahrwerk:
Die Lenkung ist indirekt und vermittelt kaum Straßenkontakt. In zackig gefahrenen Kurven ist das Auto extrem schwammig, selbst mit Niederquerschnitts-Breitreifen.
Ich fahre seit 3 Jahren einen SEAT Toledo mit super direkter Lenkung. Von daher habe ich einen Vergleich zu meinem vorherigen Sirion. Die Lenkung vom Dai Sirion war aber nur Nuancen indirekter mit den 175er Reifen. Und das war unabhängig von der Bereifung. Also ich bin mit dem Dai Sirion, unabhängig von der Tieferlegung und besserer Stoßdämpfer die ich an beiden Büchsen habe/hatte, nur ein wenig langsamer im Kurvengewirr bei höheren Geschwindigkeiten. Die Lenkung vermittelte bei meiner Büchse immer den Straßenkontakt.

Ersatzteile:
Außer den Karosserieteilen sind die Ersatzteile sehr teuer! 450 € für ein einzelnes, nicht originales Radlager, das ist schon krass! Das hat mich auch schockiert. Das musste ich auch jeweils hinten bezahlen.

Reparaturen:
Die Radlager sind sehr anfällig und bei diesem Auto zudem leider überproportional teuer!
2015: hinten rechts, 452 €
2016: hinten links, 570 €
2020: vorne links 460 €
Dann musste vor kurzem noch ein Querlenker und eine Koppelstange ersetzt werden. Jetzt ganz neu ist ein Kugellager im Lenkgetriebe so abgenutzt, dass die Lenkung knackt, würde über 800 € kosten, was ich jetzt aber nicht mehr investiere.
Also: Nachdem das Auto abgesehen von den Radlagern stets sehr zuverlässig war, häuft es sich in den letzten Monaten schon langsam mit teuren Reparaturen.

Bremsenverschleiß:
Das Problem des starken Bremsenverschleißes ist ja bekannt. Kommt drauf an. Die Bremsen habe ich nur vorsorglich bei 130.000 km gewechselt. Bei Vielfahrern halten die ewig, bei Wenigfahrern gehen die Teile eher in die Knie.


Fazit: Ich habe den Kauf nie bereut, der Kleine gefällt mir noch immer. Die zuletzt zunehmenden teuren Reparaturen machen mir den Abschied nun aber doch etwas leichter. Kann ich etwas nachvollziehen. Mein damaliger Sirion mit 91 PS hat beim damaligen EU-Händler nur 9.000 Euro beim Neukauf gekostet. Dann waren die zwei defekten hinteren Radlager in 6 Jahren für knapp 1000 Euro nicht wirklich viel Geld insgesamt.
__________________




carbocarl ist offline   Mit Zitat antworten