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Alt 21.05.2009, 15:09   #4
Werner Schulte
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Standard Verbrauchsmessung

Moin,

also den TÜV interessiert das nicht. Der wird erst nervös, wenn das Gerät so schlampert eingebaut ist, daß es leckt. Die Benzinpumpe erzeugt ja immerhin einen gewissen Druck und das Durchflußgerät sitzt idealerweise hinter der Pumpe, damit es nicht zur Blasenbildung und Fehlanzeige kommt.

Ich habe selbst schon die Problematik beim Flugzeug gehabt. Wir haben in unsere Eigenbauten auch die Conrad-Meßgeräte eingebaut. Mal eins vorweg: das ganze ist ein ziemlicher Sch...

Erwarte um Gottes Willen keine große Genauigkeit von diesen Geräten. Die können mit der PKW-Messung aus dem Steuergerät nicht ansatzweise mithalten. Du bekommst den Durchflug in Litern pro Stunde (oder Minute) und bist dann dir selbst überlassen, das in Verbrauch pro 100km umzurechnen.

Als Flieger möchte ich mal kurz erläutern, wozu die Verbrauchsanzeige im Flugzeug eigentlich da ist:

Es gibt bei den Flugmotoren keine automatische Gemischseinstellung, sondern einen Hebel. In großer Flughöhe muß manuell das Gemisch magerer gestellt werden, weil ja die Luft immer dünner wird. Zur Landung muß es dann wieder fetter gestellt werden, sonst geht der Motor genau dann aus, wenn man ihn gerade braucht. Obwohl es immer wieder auch zu Unfällen gekommen ist, durch falsche Gemischseinstellung, tut sich die Branche extrem schwer, sowas zu automatisieren. Bis man beim Luftfahrtbundesamt mal solche Veränderung genehmigt hat, ist man alt und grau.

Nun gibt es also Meßdaten ab Werk, wie der Flugmotor betrieben werden muß, damit nix kaputt geht. Der Ladedruck wird gemessen als Maß für die Leistung bzw. Gashebelstellung. Dazu paßt dann für eine bestimmte Drehzahl (die man am Propellerregler vorwählt) ein ganz bestimmter Verbrauch und bestimmte Abgas- und Zylinderkopftemperaturen. Das ganze nochmal als Tabelle abhängig von der Flughöhe.

Ich fliege also in einer bestimmten Höhe und stelle den Motor auf Reiseflug ein. Dann brauche ich die Verbrauchsanzeige, sonst wüßte ich nicht, ob der Motor zu mager oder zu fett läuft. Am Verhalten kann ich es nicht feststellen, weil das Ding nur auf einer gleichbleibenden Drehzahl läuft. An der Höchstgeschwindigkeit kann ich es auch nicht feststellen, weil die von so vielen Parametern abhängt, daß sie kein guten Maß dafür bildet.

So schaue ich also auf mein Gerät, "leane", was soviel, wie "Abmagern" bedeutet, und behalte dabei die ZK-Thermometer im Auge. Wenn ich die richtige Einstellung gefunden habe und etwas Erfahrung mit meiner Maschine besitze, brauche ich später nicht so lange für die Einstellung, weil sich die Temperaturen dann immer wieder so hinstellen, wie ich es nach dem Verbrauch einjustiert habe. Ob der Verbrauch nun stimmt oder nicht, ist eigentlich sekundär - Hauptsache, er zeigt immer das gleiche an.

Als der Porscheflugmotor aufkam (Gott hab ich selig), hat man die Verbrauchsanzeige auch über die Öffnungszeiten der Einspritzventile realisiert. Das war damals ein Novum. Die Tester haben sich gleich drauf gestürzt und sind mit der ersten PFM 3200 ein paar Stunden geflogen. Nach Verbrauch hat man die Maschine eingeregelt und dann gewartet, bis der Tank leer wurde. Es hätte ja zusammenpassen müssen - tat es aber nicht.

Kurzum: niemand schaut im Flugzeug auf den Verbrauch, um zu kalkulieren, wie lange er noch damit fliegen kann, ehe der Tank leer ist. Der Wert ist auch rel. uninteressant, weil man ja eher wissen will, ob man noch nach Hause kommt mit dem Sprit oder ob man vorher runter muß zum Tanken.


Beruflich muß ich solche Messungen für unsere Anlage projektieren. Am Auto würde ich mir sowas erst gar nicht antun. Da schleppt man sich mit Arbeit rum ohne Ende und hat am Schluß eine Genauigkeit, die besser geschätzt gewesen wäre.

Diese Durchflußturbinchen sind vom Meßprinzip her schon das Beste für den Fall. Lustig am Rande: wenn der Treibstoff durch den Druckabfall in der Engstelle zu verdampfen beginnt, fängen die Turbinchen an zu rasen und zeigen plötzlich den vierfachen Verbrauch. Mein Freund hat mit seinem Doppeldecker mehrmals hintereinander den Start abgebrochen, weil er Motorprobleme befürchtete, wo gar keine waren.

Als Behelf könnte man ja die originale Anzeige nehmen und dann im Kopf durch die gefahrene Geschwindigkeit teilen. Ansonsten müßte man das Signal der Turbine (Hall-Geber, der digital mitzählt) mit der Rückmeldung des Tachos verknurbeln und dann das Ergebnis der Division zur Anzeige bringen. Also eine Platine mit Rechenprozessor und mindestens zwei Zähleingängen.

Respekt, wenn du sowas angehst. Ich würds mir nicht zutrauen, jedenfalls nicht zuverlässig und schon gar nicht mit dem Standard, den die serienmäßigen Verbrauchsanzeigen der neuen Autos haben.


Gruß

Werner Schulte
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