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Alt 18.08.2008, 21:21   #18
Spartaner
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Standard Abenteuer & Reisen mit dem Daihatsu

Da hast du dich um satte 1600 km verschätzt. Verblüffend fand ich jetzt beim Nachmessen, dass St. Peterburg exakt genau so weit von Berlin entfernt liegt wie das gesuchte Zielgebiet, Luftlinie.

Die Russen bauen zwar auch irre Häuser in zT unmöglicher Architektur und zT auch ekligen Farben, aber so einen ausgefallenen, wirklich asiatischen Stil pflegen sie nicht.

So verrückt, mit einem Cuore nach Asien zu fahren???
Also ganz real habe ich mal überlegt, ob wir zum Tauchurlaub nach Ägypten mit dem Auto anreisen sollten. Da lagen überall Länder auf der Strecke, die ich bisher nicht kenne. Aber letztlich hatten wir auch nicht so viel Zeit und sind für 450 DM hin und zurück geflogen (das war noch vor der Zeit der Billigflüge).

Oder wie findest du den Gedanken, in Indien den neuesten Suzuki Alto für 3500 Euro zu erstehen, und die Strecke nach Hause gleich zu einer guten Einfahrtour zu machen? Ok, ist klar, mieser Gedanke. Ist ja kein Daihatsu ;-)

Nun zurück zum diesjährigen Realreiseziel. Wir waren unterwegs in der rumänischen Pampa mit Ziel Donaudelta, weites ebenes Land mit langgestreckten armen Dörfern, wie in Rumänien üblich, drumrum weite Felder. Es wurde spät, und da kein richtig guter Zeltplatz in Sicht war, kein Badesee, kein Wäldchen, da wollten wir einfach in den Feldern zelten. Wir bogen also in einem dieser immergleichen 08-15-Dörfer in eine Seitenstraße ab, kamen an den Rand des Ortes und konnten kaum unseren Augen trauen: auf einmal erhoben sich in der Dämmerung links und rechts des Weges diese imposanten Zigeunerschlösser, eine ganze Prachtstraße von bestimmt 800 m Länge. Die Straße selbst war voller Zigeuner, unverkennbar in ihrer bunten Tracht. Wir also da durch und dahinter übernachtet. Am nächsten Morgen lagen die Schlösser in der Sonne und ich konnte einige schöne Fotos schießen. Klar kam da schon mal ein Schlossherr fragen, was das soll, aber war dann doch schnell relativ freundlich und lächelte so dass man sein 100%-Goldgebiss bestaunen konnte. Allerdings habe ich mich nicht getraut zu fragen, ob ich das Haus auch mal von innen ansehen könnte. Das hätte mich noch brennend interessiert. Eine alte Zigeunerin posierte fürs Foto nebenan vor ihrem Schloss.

Wir sind danach ins Donaudelta, eine Woche dort mit unserem Faltkanadier herumgeschippert und Vögel beobachtet, danach in die Karpaten (leider wieder keine Bären gesehen), Königsschlösser und Burgen besichtigt, Siebenbürgen durchstriffen (Kronstradt, Schässburg, Birthälm und andere Orte), dann in die Westkarpaten, eine Eishöhle besucht und dann Richtung Heimat durch die Ukraine und die Slowakei. Dort noch den Dunajec-Durchbruch mit unserem Boot gepaddelt, am Abend das stärkste Wetterleuchten von den Unwettern über Südpolen beobachtet, und wieder nach Berlin.

Fahrtechnisch interessant war zum einen die Straße 108 zwischen Poiana Horea und Mătişeşti, auf der uns berechtigterweise nur Jeeps entgegenkamen auf dieser zwar laut Karte befestigten, aber real nur für Trecker ausgebauten Schotterpiste (für einen Fremdeindruck der Gegend siehe http://www.karpatenwilli.com/images/apuseni2.htm). Hier ist wohl zum allerersten Mal mein Kühlerlüfter angesprungen. Verständlich nach so vielen Kilometern Bergauf im ersten und zweiten Gang.

und zum zweiten, wie wir uns in Polen festgefahren hatten. Abends letzte Dämmerung auf der Suche nach einem schönen Zeltplatz, steile Gebirgspfade, stellenweise sehr starke Spurrillen, bis ich an einer Stelle wegen zu starker Steigung nicht weiterkam und zurück musste. Da aber die Spurrillenbereiche rückwärts schlecht genommen werden konnten, musste ich auf dem Weg mit der Breite des Fahrzeugs wenden. Links gings steil hinauf, rechts steil hinunter, feuchte Wiese. Ich geriet notwendigerweise mit den Vorderrädern auf die abschüssige Wiese, und trotz Schubhilfe meiner beiden Damen sackte das Fahrzeug zentimeterweise immer tiefer hinab. Ein Vorderrad drehte auf dem feuchten Gras zu leicht durch (eine simple Differentialsperre, und nichts wäre passiert). Ich dachte schon, hier scheitern wir wirklich und ich muss mir noch 2 PS mehr organisieren, um aus dem Schlamassel herauszukommen. Erst das großzügige Mähen der Wiese (Ausreißen des Grases neben und unter dem Auto) und Schottern der Fläche mit dem Wegematerial, dazu Unterlegen von Baumstämmen und starke Schubhilfe, ließ uns, wieder zentimeterweise, wieder hochkommen. Nach jedem gewonnenen Zentimeter die Abrutschsicherung neu justiert, und wieder ein neuer Zentimeter. Am Ende standen wir gewendet wieder auf dem Weg. Aber es war wirklich knapp. Hat bestimmt 2 Stunden gedauert. In der Ferne kam das Wetterleuchten auf. Naja, da am Ende alles gut ging, können wir das wieder als Abenteuer mit Daihatsu verbuchen ;-)

Soweit mein Bericht, ich denke, wirklich passend zur Thread-Überschrift.

Gruß Michael

ach so, hier der Link zu Bildern aus dem Dorf Ivesti
http://www.youtube.com/v/LzJrmXO-KZE
http://www.youtube.com/v/b8SzFk5VQiY

Und hier Fotos mit Karte, die schon öffentlich sind:
http://www.panoramio.com/photo/8940240
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Geändert von Spartaner (18.08.2008 um 21:39 Uhr)
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